Der Mensch bleibt das Maß aller Dinge

Haben Sie das gewusst?  Weltweit leben auf unserem Planeten rund 8,7 Millionen Organismenarten, plus/minus 1,3 Millionen. 6,5 Millionen Arten leben auf dem Land, 2,2 Millionen im Wasser. In Österreich haben Wissenschaftler rund 3.100 Gefäßpflanzenarten (Farn- und Blütenpflanzen)  nachgewiesen, davon kommen 151 nur in unserer Alpenrepublik vor. Die Fachwelt nennt sie Endemiten. Und die Bundeshauptstadt Wien kann mit 2.194 Arten bzw. Unterarten aufwarten, 40,2 Prozent der Arten Österreichs werden laut „Roter Liste“ als gefährdet eingestuft. Faszinierende Zahlen, über deren  Bedeutung  Univ -Prof. Dr. Manfred A. Fischer vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien vor Mitgliedern und Gästen des Naturschutzbundes Wien berichtete.

„Biodiversität umfasst alle Arten – also auch uns Menschen - und Organisationsstufen von Lebewesen, deren genetische Vielfalt, die Vielfalt von Ökosystemen  sowie die in diesen Systemen wirkenden Prozesse“, unterstrich Prof. Fischer den bekannten  Standpunkt der Wissenschaft: „Als Form der Biodiversität ist für den Menschen die Artenvielfalt am leichtesten fassbar, daher wird Artenvielfalt fälschlicherweise oft synonym mit Biodiversität verwechselt“. Spannend sei es aber auch  zu erfahren, wie verschiedenartig das ist, was wir „Arten“ nennen und welche Rolle diese vielerlei Arten in  den verschiedenen Lebensräumen Österreichs spielen.

In seinen Ausführungen skizzierte Fischer am Beispiel der botanischen Disziplinen die wissenschaftlichen Grundlagen für Natur- und Umweltschutz. So stellte er u.a. eine Auswahl heimischer Endemiten näher vor. Auch einen Blick in die Werkstatt des botanischen Diversitätsforschers erlaubte der Vortragende: Er machte darauf aufmerksam, dass sich die Flora ständig ändert, wobei nicht nur die heute aktuellen Neophyten eine wichtige Rolle spielen. Überraschend  sei auch, dass auch jetzt noch immer wieder neue Arten entdeckt werden.

„Die Wissenschaft als solche kann und darf uns nicht sagen, wie wir zu  handeln haben, denn sie ist nicht normativ“, so Fischer. Ideologien, zum Beispiel Religionen, missbrauchen sie oft, wenn sie behaupten, dass die Wissenschaft Handlungsanleitungen zu liefern hat, also normativ sein soll.

Die Liebe zur Natur, die für Biologen und Naturwissenschaftler nicht nur selbstverständlich, sondern das Motiv für ihre Forschung ist, bedeute aber keineswegs, so Fischer, „dass wir die Natur vergöttern, indem wir dem philosophischen Irrtum verfallen und meinen, der Mensch oder die Biosphäre könne zugrunde gehen, weil wir ohnehin nur Teil der Natur sind und diese auch ohne die `Missgeburt Mensch‘ vielleicht sogar besser existieren könne“.

Die eindeutige Schlussfolgerung für den Wissenschaftler laute daher: „Selbstverständlich muss der Mensch das Maß aller Dinge bleiben, denn ohne diesen gäbe es auch keinen Natur- und Umweltschutz und keine Moral“.

Weitere Infos:
Univ –Prof. i.R.. Dr. Manfred A. Fischer, manfred.a.fischer@univie.ac.at


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