Die Sophienalpe, ein malerischer Ort im Wienerwald, ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern steht seit ein paar Jahren auch im Fokus von Natur- u. Artenschützer:innen. Die angrenzende Sophienalpenstraße erstreckt sich durch ein ökologisch wertvolles Gebiet, das vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet. Besonders während der Frühlingsmonate, wenn die Amphibien zu ihren Laichgewässern wandern, wird die Straße zum Schlachtplatz von hunderten Amphibien.
Amphibienschutz ist ein zentrales Anliegen im Naturschutz, insbesondere in urbanen Gebieten wie Wien, wo die Lebensräume dieser empfindlichen Tiere zunehmend durch menschliche Aktivitäten bedroht werden. In Wien gibt es zahlreiche Straßen, wo Schutzmaßnahmen erforderlich sind, damit hunderte Amphibien Jahr für Jahr unbeschadet ihre Fortpflanzungsgewässer erreichen. Die Sophienalpenstraße hebt sich jedoch von den anderen Amphibienstrecken in Wien ab:
Im Gegensatz zu vielen anderen Straßen, die vor allem als Wanderkorridore für Erdkröten bekannt sind, finden sich hier neben der Erdkröte auch Braunfrösche, verschiedene Molcharten sowie eine hohe Anzahl an Feuersalamandern. Diese Vielfalt deutet darauf hin, dass das an die Sophienalpenstraße angrenzende Ökosystem noch naturnahe und intakt ist. Es ist daher unerlässlich dieses Gebiet ausreichend mit Schutzmaßnahmen abzudecken. Die Tiere müssen sicher über die Straße gelangen, damit ihre Fortpflanzung und somit ihr weiteres Bestehen in diesem Gebiet gewährleistet ist.
Eine gängige Maßnahme wandernde Amphibien an stark befahrenen Straßen zu schützen ist die Zaun-Kübel-Methode. Dabei werden saisonal kniehohe Zäune aufgestellt, die die Tiere in eingegrabene Kübel leiten, aus welchen sie dann von freiwilligen Helfer:innen geborgen und auf die andere Straßenseite transportiert werden. Obwohl diese Methode an vielen Orten erfolgreich eingesetzt wird, ist es an der Sophienalpenstraße aufgrund der Länge und Komplexität der Strecke nicht möglich damit einen effektiven Schutz zu gewährleisten.
Für künftige Amphibienschutzsaisonen sollte daher die Sophienalpenstraße für Nicht-Anrainer:innen zur Zeit der Amphibienwanderung unbedingt gesperrt werden. Denn selbst bei ausreichender Betreuung durch freiwillige Helfer:innen kann diese insgesamt 5,4 km lange Strecke nie an jedem Abschnitt durchgehend betreut werden. Durch Streckensperren könnten Amphibien jedoch selbständig und sicher über die Straße gelangen, was ihre Überlebenschancen deutlich erhöhen und zur Erhaltung der Artenvielfalt beitragen würde.
© Hubert Kretschmer / Wildlife-CamShuttle
Die Rettungsaktionen an der Sophienalpenstraße werden seit 2023 vom Naturschutzbund Wien im Rahmen eines von der Stadt Wien Umweltschutz geförderten Projektes (Projektleitung - Anna Loupal) durchgeführt. Im Zuge der Einsätze im Frühjahr patrouillieren freiwillige Helfer:innen in den Abendstunden die Straße entlang und retten jedes Amphib, das sie auf der Straße entdecken. Die dabei getragenen reflektierenden Warnwesten sorgen nicht nur für die eigene Sicherheit, sondern dienen auch der Sensibilisierung der vorbeifahrenden Autofahrer:innen.
2024 wurden an der Sophienalpenstraße insgesamt 215 Tiere vor dem Straßentod gerettet. Darunter befanden sich „nur“ 18 männliche und 16 weibliche Erdkröten, sowie 49 Braunfrösche und 11 Molche (Alpenkamm-, Berg-, und Teichmolch). Besonders auffällig war die Anzahl der Feuersalamander, von denen 121 lebend geborgen werden konnten. Leider wurden auch 208 Tiere tot aufgefunden, was die Dringlichkeit dieser Rettungsaktion unterstreicht.
Die vorliegenden Zahlen sind leider nicht als vollständig zu betrachten, da unser Team aus freiwilligen Helfer:innen heuer nicht groß genug war, um eine tägliche abendliche Betreuung sicherzustellen. Jedoch verdeutlichen auch schon diese Zahlen sowohl den Erfolg der Schutzmaßnahme als auch die Gefahren, denen Amphibien in diesem Gebiet ausgesetzt sind.
Um das Amphibiensterben an der Sophienalpenstraße weiterhin zu verhindern, benötigen wir dringend mehr Unterstützung! Möchten auch Sie hilflose kleine Geschöpfe vor dem Straßentod bewahren? Dann melden Sie sich noch heute bei der Projektleiterin anna.loupal@naturschutzbund.at und werden Sie Teil unseres tollen Teams begeisterter Tierschützer:innen!
Das Artensterben stellt eine der größten Gefahren für unsere Umwelt und das Gleichgewicht der Ökosysteme dar. Auch Amphibien spielen eine entscheidende Rolle im ökologischen Gefüge. Sie tragen zur Kontrolle von Insektenpopulationen bei und sind selbst wichtige Nahrungsquellen für viele andere Tiere. Obendrein gelten sie als Zeigerarten und spiegeln die Gesundheit von Lebensräumen wider. Der mögliche Verlust von Amphibien hätte weitreichende Folgen, die sich auf das gesamte Artengefüge und damit auch auf die Stabilität unserer Umwelt auswirken können. Es ist daher unerlässlich, Maßnahmen zu ergreifen, um den Lebensraum dieser wertvollen Tiere zu erhalten bzw. zu schützen und sie vor zusätzlichen Bedrohungen wie dem Überfahren durch Autos zu bewahren. Indem wir uns aktiv für den Schutz von Amphibien einsetzen, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und sichern auch die Stabilität unserer Ökosysteme insgesamt.
Anna Loupal
Titelbild: © Stefan Sulbauer