Ich weiß noch gut wie mich meine Mutter zum Wochenende oft auf die Wiese schickte, um für den sonntäglichen Tischschmuck einen Wiesenblumen Strauß zu holen. Und wenn ich nicht gerade vom Spielen abgelenkt worden bin in kürzester Zeit mit einem ganzen Arm voll Blumen zurückgekommen.
Ich weiß auch noch, wie mein Vater, das „Omlach“ - so sagten wir zu den ausgefallen Samen und Feinteilen in der Tenne - immer wieder mal zum Einsäen auf dem Feld hernahm, wenn mal wo eine offene Bodenstelle war. Was früher ganz „normal“ war, müssen wir heute wieder neu lernen. Natürlich haben sich die Bedingungen sehr geändert. Die Böden sind viel nährstoffreicher geworden und vor allem sind die artenreichen Blumenwiesen und -säume ja schon längst verschwunden. Und in den „normalen“ Geschäften, wo man Samen kaufen kann, gibt es oft nur artenarmes Regelsaatgut oder „Blumenwiesen“, in dem in Wirklichkeit fast nur einjährige und vor allem fremdländische Pflanzensamen drinnen sind.
So müssen wir den natürlichen Umgang mit unserer heimischen Flora wieder neu lernen. Der wichtigste Punkt dazu ist das Verständnis, dass die Blumenwiesensaat wesentlich länger für die Keimung und vor allem für die Entwicklung braucht als ein normaler Rasen. Noch dazu sind die allermeisten Blumen Lichtkeimer, also dürfen sie nur ganz oberflächig auf der Erde liegen. Und für eine möglichst artenreiche Blumenwiese sollte der Boden auch noch mager sein. Diese Voraussetzungen gilt es zu optimieren und zu verbessern. Der größte Gegenspieler einer guten, artenreichen Entwicklung ist oft die vorhandene „falsche“ Vegetation. Das heißt es gilt den vorhandenen Aufwuchs, bzw. das vorhandene Samenpotential zu minimieren oder am besten gleich
weitgehendst „auszuschalten“. Die Methoden dazu reichen von einer mehrmaligen oberflächigen Bodenbearbeitung über Umstechen bis hin zum totalen Abtrag des Oberbodens. Die richtige Wahl zu treffen ist oft die Kunst dabei.
Eine gute und vor allem eine schnelle Hilfe zur Entwicklung artenreicher Blumenwiesen oder -säume, sind die mittlerweile schon erhältliche vorgezogene Pflanzen, die man auch mit einer Ansaat kombinieren kann.
Gutes Gelingen und vor allem die nötige Geduld wünscht
Franz Hönegger, Naturgärtnermeister