Wegränder als Insekten-Hotspots erhalten und gestalten

Dr. Klaus Michalek | naturschutzbund | Burgenland

In einer Zeit zunehmend intensiver Landnutzung stellen die Flächen entlang von Verkehrswegen zusammen mit Feldrainen, Wegrändern und Böschungen,
Waldwegen, Gräben und Uferbiotopen häufig die einzigen extensiv genutzten Bereiche und vielfach die letzten Refugien zum Überleben für Tiere und Pflanzen dar. Gab es früher überall bunte Wiesen, sind sie heute zunehmend verschwunden, was eine Folge der intensiven Bewirtschaftung unseres Kulturlandes, bedingt durch den großen ökonomischen Druck auf die Bauern, darstellt. Ersatz für diese verloren gegangenen Wiesen und Feldraine können und müssen Wegrand und Wegrandböschung sein.

Durch die dramatischen Veränderungen in unserer Kulturlandschaft gewinnen Saumbiotope für die Fauna und Flora stark an Bedeutung, da sie zum ästhetischen und ökologischen Wert einer Landschaft beitragen. Straßenbegleitgrün bietet bei richtiger Anlage und Pflege einer großen Anzahl von Tier- und
Pflanzenarten einen Lebens- und Rückzugsraum. Eine Vielzahl von Tierarten findet dort ein breites Nahrungsangebot, Deckungs- und Fluchtmöglichkeiten, Winter- und Sommerquartiere sowie Nistoder Brutplätze. Besonders betroffen von der intensiven Landnutzung – und damit einem Rückgang des Nahrungsangebotes – sind blütenbesuchende Insekten wie Schmetterlinge, (Wild-)Bienen, Hummeln sowie verschiedene Fliegen- und Käferarten. Diese wiederum dienen vielen insektenfressenden Tierarten als Nahrung, deren Vielfalt ebenfalls zurückgeht. Sie bieten mit ihrer Vielzahl an Halmen und Kräuterstängeln Überwinterungsplätze für Käfer, Wanzen, Spinnen, Raupen oder Puppen zahlreicher Insekten. Zusätzlich sind sie für viele Tiere wichtige Korridore, um in oft eintönigen Kulturlandschaften sicher von einem Lebensraum zum anderen zu gelangen. Sie sind für eine landschaftliche Vielfalt - und somit für den sanften Tourismus - unentbehrlich. Sie bereichern das Landschaftsbild, tragen positiv zum Ortsbild bei und steigern das Naturerlebnis. Pilotprojekte in Rechnitz, Markt Neuhodis (Naturpark Geschriebenstein-Irottkő) und Ritzing, haben gezeigt, dass an den Wegrändern von Ritzing 136 Wildbienen- und 70 Heuschreckenarten, an den Wegrändern von Markt Neuhodis und Rechnitz 117 Wildbienen- und 38 Heuschreckenarten vorkommen. Zahlreiche Tierarten sind von bestimmten Pflanzen direkt abhängig, andere wiederum sind indirekt an sie gekoppelt. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass weit über 1.000 Tierarten mehr oder minder von Wegrändern abhängig sind. Der Naturschutzbund Burgenland hat sich in den letzten Jahren als Ziel gesetzt, auf die Bedeutung der Weg- und Straßenränder hinzuweisen und die Wegeerhalter bei extensiven Pflegemaßnahmen beratend zu unterstützen. Um den Artenreichtum an Weg- und Straßenrändern zu erhalten bzw. zu fördern, wurde unter der Einbindung von Gemeinden und Bürgermeistern, Bauhöfen und Gemeindemitarbeitern, Landesstraßenverwaltung und Landschaftspflegern ein Pflegeplan für Weg- und Straßenränder im Burgenland erstellt. Im Rahmen des ELER-Projektes „Naturschutzfachliche Beratung für Gemeinden“ wurden neben den Stakeholdern alle 171 Gemeinden des Burgenlandes kontaktiert und in einem persönlichen Gespräch beraten.

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