Bühfläche ist nicht gleich Blühfläche. Oft sind im Handel ungeeignete Saatgutmischungen erhältlich, bestehend nur aus einjährigen Pflanzenarten, und/oder aus Pflanzen mit gefüllten Blüten ohne Staubgefäße, und/oder Arten von anderen Erdteilen. Sie erfüllen nicht die beiden Hauptziele:
• Erhalt heimischer, möglichst regionaler Pflanzenarten und -gesellschaften, besonders von gefährdeten
• Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl an Insekten und deren Fressfeinde.
Als heimisch gelten Pflanzen, die ohne menschliches Zutun mindestens seit der letzten Eiszeit (vor ca. 10 000 Jahren) bei uns sind (indigene), vor allem Wald- und Alpenpflanzen oder mit Hilfe des Menschen, aber vor 1492 (Christoph Kolumbus) bei uns nachgewiesen werden können, oft Ackerbegleitflora. Durch diese lange gemeinsame Evolution haben sich Wildbienen, Schmetterlinge und Co. genau an diese Pflanzenarten angepasst. Sie funktionieren wie Schloss und Schlüssel. Manche Spezialisten nehmen nur eine Pflanzenart, Familie oder Gattung. So frisst z.B. die Raupe des Apollofalters nur an der weißen Fetthenne. In Österreich gibt es 2950 Farn- und Blütenpflanzen, darunter 166 Endemiten, die oft nur an einer bestimmten Stelle vorkommen. Also ist logisch, dass eine Vielfalt an heimischen Insekten nur durch eine Vielfalt an unterschiedlichen, in der Region heimischen Pflanzenarten gefördert werden kann.
Geeignetes regionales Saatgut stammt aus der jeweiligen österreichischen biogeographischen Großlandschaft, und passt zum jeweiligen Standort. So kommen z.B. in den östlichen Flach- und Hügelländern vor allem an Trockenheit, heiße Sommer und kalte Winter angepasste Arten vor, aber auch Pflanzen der Feuchtstandorte. Manche Pflanzenarten kommen als Art in ganz Österreich vor, allerdings unterscheidet sich eine Pflanze aus Tirol genetisch von einer der gleichen Art aus Niederösterreich. Sie haben sich an verschiedene Umwelteinflüsse, z.B. Kälte, Wind, angepasst, das ist auch im Genom ersichtlich, sie zählen aber noch zur gleichen Art. Eine Art ist eine Fortpflanzungsgemeinschaft, unsere Niederösterreichische Pflanze kann also, dank Bienchen und Co., die Tiroler Pflanze bestäuben. Die gemeinsamen Nachkommen werden aber nicht mehr die Eigenschaften der Tiroler Mutter, wie z.B. Frosthärte, im Genom haben. So verlieren wir genetische Ressourcen, wenn wir Saatgut einfach irgendwohin bringen. Allerdings enthalten die meisten im Handel erhältlichen Mischungen nicht mal heimische Arten, und wenn, dann aus Holland, sondern Kulturformen oder überhaupt Exoten. Wir versuchen also, unter den aktuellen Gegebenheiten möglichst regional zu arbeiten, besonders, wenn nicht in stadtnahen Privatgärten, sondern in der freien Landschaft ausgesät wird. Geeignetes Saatgut ist zertifiziert, z.B. vom REWISA-Netzwerk oder von Raumberg-Gumpenstein.