„Natur im Siedlungsraum“ birgt großes Potenzial und eröffnet Chancen für Mensch und Natur. Anlässlich seines 111-Jahr-Jubiläums beleuchtet der Naturschutzbund, wie naturnahe Gestaltung von Siedlungsgebieten konkret realisierbar ist und wie sie mit Biodiversitätskrise und Klimawandel in Wechselwirkung steht.
In naturnah gestalteten Siedlungsräumen können überraschend viele Tier- und Pflanzenarten leben. Blütenreiche Grünflächen, extensive Dachbegrünungen und viele heimische Gehölze bieten Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Bestäubern Nahrung. Vögel finden Nistmöglichkeiten und Nahrung in Fassadenbegrünungen, heimischen Bäumen und Sträuchern. Werden die Zugänge von Dachböden und Kirchtürmen offen gehalten, können sie Schleiereulen, Mehlschwalben und auch Fledermäusen als Winterquartier oder zur Aufzucht ihrer Jungen dienen. In Gartenteichen, Parkgewässern etc. finden Amphibien, Libellen und andere wassergebundene Arten Lebensraum.
Naherholung, Biodiversität & Klimaschutz
Naturnahe Siedlungsgebiete tragen nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität bei, sie bieten auch Naherholung für die Bewohner*innen, sorgen für Kühlung in den Städten und mindern die Folgen des Klimawandels. „Während ein Rasen regelmäßig gemäht werden muss, werden Blumenwiesen nur ein oder zweimal im Jahr geschnitten und brauchen zudem keine Pestizide oder Kunstdünger. Dies schont Energie und Ressourcen“, sagt Bianca Burtscher, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Vorarlberg. Bäume, Grünflächen, ja sogar begrünte Pflastersteinritzen können die Hitze in Siedlungs-gebieten deutlich verringern und helfen bei der Klimawandelanpassung von Städten und Gemeinden. Für ältere oder geschwächte Menschen kann dies überlebenswichtig sein, ist die hitzebedingte Sterblichkeit laut aktuellem Copernicus-Bericht doch in den vergangenen 20 Jahren in Europa um rund 30 Prozent gestiegen.
Ein Gymnasium in Vorarlberg zeigt‘s vor:
Gemeinsam mit Schüler*innen, Lehrer*innen und dem Netzwerk blühendes Vorarlberg legte der Naturschutzbund naturnahe Lebensräume im Schulgelände des BORG Lauterach an. Bei einer Pressekonferenz am 4. Juni konnte man sich zum Vorzeige-Projekt sowie zur aktuellen Relevanz von Natur im Siedlungsraum informieren. „Die Beobachtung und Pflege der Blühflächen und Sträucher in unserem Schulgelände trägt zu einem lebendigen und praxisorientierten Unterricht an unserer Umweltzeichen-Schule bei“, so Edeltraud Mathis, Direktorin des BORG Lauterach. Naturnah gestaltete Flächen in von Menschen besiedelten Räumen bieten viele Vorteile. „Der Naturschutzbund appelliert dafür, dieses Potenzial angesichts der Biodiversitätskrise und des Klimawandels in Zukunft viel stärker zu nutzen“, so Stefanie Pontasch, Vizepräsidentin des Naturschutzbundes.
Hier geht‘s zum Fachpapier „Natur im Siedlungsraum“ und zu den Naturschutzbund-Forderungen.
Seit 111 Jahren gibt der Naturschutzbund der Natur eine Stimme. Anlässlich seines Jubiläums stellt er neun brennende Themen in den Fokus, die das breite Spektrum seiner Arbeit als Anwalt der Natur widerspiegeln. Einen grünen Bogen spannt Österreichs älteste Naturschutzorganisation dabei von Schutzgebieten über Nature-Restauration und Natur im Siedlungsraum bis hin zur Naturschutzbildung. Bei neun Events in allen Bundesländern spielen diese neun Fachthemen von aktueller Relevanz die Hauptrolle.
04.06.2024