Wie man Wildblumenwiesen anlegt

Aus der Praxis

Vor ein paar Jahren brauchte ich für eine Rewisa-Veranstaltung einige Wildblumen-Sträuße zum stilgerechten Dekorieren unserer Veranstaltung. Ich wollte am Abend zuvor noch schnell eine kleine Runde um Haus „drehen“, und mir die Blumen dafür pflücken – aber außer ein paar Schafgarben- und Hahnenfußblüten in Nachbars Obstgarten fand ich nichts. Ich steuerte den nahegelegenen Waldrand an und dachte mir, da finde ich sicher Blumen für meine Sträuße. Aber wieder nichts – einfach nichts! In meiner Verzweiflung –  ich hatte ja versprochen mich um die Dekoration zu kümmern –  startete ich das Auto und fuhr die ganze Umgebung ab. Ganze eineinhalb Stunden brauchte ich um halbwegs die Grundlage für ein paar Wildblumensträuße zu finden.

Hallo, es war Sommer!!! Wo sind die Blumenwiesen meiner Kindheit geblieben? Ich weiß noch gut wie mich meine Mutter zum Wochenende hin oft auf die Wiese schickte, um für den sonntäglichen Tischschmuck einen Wiesenblumenstrauß zu holen, und ich in kürzester Zeit mit einem ganzen Arm voll Blumen zurückkam.

Wie muss es da jetzt den Bienen und Schmetterlingen gehen, wenn ich für ein paar Blüten schon das Auto brauche? Selten wurde mir so klar vor Augen geführt, was in den letzten Jahrzehnten mit unserer Landschaft passiert ist.

Aber ich habe für mich erkannt: Es muss nicht so weitergehen, man kann dagegen etwas tun. Man kann wieder neue Blumenwiesen und Säume anlegen. Natürlich haben sich die Bedingungen sehr geändert. Die Böden sind viel nährstoffreicher geworden und man muss oft gegen das „Rasen-Klischee ankämpfen. Und in „normalen“ Geschäfte, wo man Samen kaufen kann, gibt es oft nur artenarmes Regelsaatgut oder „Blumenwiesen“, die in Wirklichkeit fast nur einjährige und vor allem fremdländische Pflanzensamen enthalten. So müssen wir den natürlichen Umgang mit unserer heimischen Flora wieder neu lernen.

Wichtige Punkte dazu sind: Das Verständnis, dass die Blumenwiesenansaat wesentlich länger für die Keimung und vor allem für die Entwicklung braucht als ein normaler Rasen. Und dass für eine möglichst artenreiche Blumenwiese der Boden auch noch mager sein sollte. Diese Voraussetzungen gilt es zu optimieren und zu verbessern. Der größte Gegenspieler für eine gute artenreiche Entwicklung ist oft die vorhandene „falsche“ Vegetation. Das heißt der vorhandene Aufwuchs, bzw. das vorhandene Samenpotential gilt es zu minimieren. Die richtige Wahl der Methode zu treffen, ist oft die Kunst dabei.

So hoffe ich mit meinen praktischen Erfahrungen, viele Tipps für eine artenreiche Blumenwiesen Anlage zu vermitteln. Gutes Gelingen und vor allem viele schöne Wildblumen-Sträuße wünscht


Franz Hönegger, Naturgartenmeister, Rewisa-Netzwerk

Franz Hönegger ist gebürtiger Lungauer und befasst sich seit Jahrzehnten mit den Zusammenhängen in der Natur. Als selbständiger Gärtnermeister ist er vor allem im Raum Salzburg und Oberösterreich aktiv. Er ist spezialisiert auf naturnahe Grünraumplanung und Gartengestaltung, öffentliche und private Blumenwiesen und Ansaaten. „In jedem Garten gibt es ein Stück Grün, das nicht oft benutzt wird. Auf genau diesen Flächen sollte man Insekten eine Chance geben und heimische Blumen anpflanzen“

www.gartenfranz.at

 Schritt für Schritt zur Wildblumenwiese (0,5 MB)

 

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