Vögel. Situation und Bedürfnisse

Auf Österreichs Wiesen und Feldern ist es leise geworden. Sehr viel leiser als noch vor zwei Dekaden. Der Vogelgesang ist mancherorts regelrecht verstummt, denn die meisten der 22 wichtigsten Vogelarten der Kulturlandschaft sind weniger, zum Teil sehr viel weniger, geworden: Es fehlen neun von zehn Grauammern sowie acht von zehn Rebhühnern und Girlitzen - das ist die traurige Bilanz einer aktueller Studie zur Bestandsentwicklung der bislang häufigsten Brutvogelarten.

Vogelsterben in der Kulturlandschaft. Besonders negativ entwickeln sich 15 der 22 wichtigsten Vertreter der Kulturlandschaft. Das wird im sogenannten Farmland Bird Index errechnet. Dieser besagt, dass seit 1998 gut ein Drittel der Vögel der Kulturlandschaft verloren gegangen ist. Besonders starke Bestandsabnahmen zeigen das Rebhuhn, der Girlitz und die Grauammer. Diese Vogelarten sind nahezu verschwunden. Die Grauammer zeigt im Untersuchungszeitraum einen Schwund um 90%. Ähnlich schlecht ergeht es Rebhuhn und Girlitz: Sie verzeichnen einen Rückgang von mehr als 80%.

Ursachen für den alarmierenden Rückgang. Der Rückgang der Vögel der Kulturlandschaft hängt mit der Intensivierung der Landwirtschaft zusammen: Frühes und häufiges Mähen der Wiesen, Verlust von Hecken, Feldrainen und Einzelbäumen, Rückgang von Ackerbrachen nimmt den Vögeln sichere Brutplätze. Die Bewirtschaftung durch schwere Maschinen zerstört die Gelege der Vögel, die auf landwirtschaftlichen Flächen ihre Nester bauen. Außerdem setzt der Einsatz von Pestiziden im Ackerbau und Obstbau Honig- und Wildbienen, Schmetterlingen und Heuschrecken zu, sie bilden die Nahrungsgrundlage für Vögel.

Lösungsansätze. Die Europäische Kommission arbeitet derzeit an den Agrarsubventionen in der EU von 2021-2027. Das heißt: Es wird entschieden, wofür Landwirte zukünftig Förderungen erhalten werden. Der Naturschutzbund und andere NGO‘s machen Druck und setzen sich ein, damit wirksame naturschutzfachliche Maßnahmen gefördert werden.

Durch Forschungsprojekte ist klar zu sehen, welchen Vogelarten es schlecht geht und deshalb werden konkrete Schutzprojekte erarbeitet, um gefährdete Kulturlandschaftsvögel vor dem Aussterben zu bewahren.

Hoffnungsträger Kiebitz und Heidelerche. Ein Kiebitz Schutzprojekt in Oberösterreich zeigt im Kleinen, was im Großen möglich ist: Eine verbesserte Zusammenarbeit von Landwirten und Naturschützern kann gefährdeten Feld- und Wiesenvögel mit einfachen Maßnahmen retten. Durch das kleinflächige Aussparen von Kiebitz-Nestern werden wichtige „Rettungsinseln“ für diese gefährdeten Feldvögel geschaffen.

Im Mühlviertel sind die letzten Heidelerchenreviere Oberösterreichs durch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung stark in Bedrängnis gekommen. Im Rahmen eines Schutzprojektes im Naturpark Mühlviertel werden die Nester kartiert, um sie, gefördert durch einjährige Flächenprämien, gezielt zu schützen. Weiters sollen in geeigneten Gebieten mit noch vorhandenen günstigen Lebensraumstrukturen Flächen durch mehrjährige Habitatprämien gesichert werden.


Heidi Kurz, | naturschutzbund | Oberösterreich

Die freischaffende Biologin und Naturvermittlerin unterstützt den Naturschutzbund OÖ v.a. als Vogelkundlerin, Redakteurin und bei der wissenschaftlichen Vogelberingung in dessen Greifvogel- und Eulenschutzstation. Mit ihrer Naturschutzhündin „Grace“ arbeitet sie seit 2018 an der Spurensuche für den Natur- & Artenschutz.

www.naturschutzbund.at


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