Schmetterlinge. Situation und Bedürfnisse

Schmetterlinge durchlaufen eine faszinierende Metamorphose, wobei jedes Entwicklungsstadium jeder Art vom Ei bis zum Falter ganz spezifische Anforderungen an den Lebensraum hat, um dort überleben zu können. Schmetterlinge sind gerade deshalb ausgezeichnete Bioindikatoren. Wo viele verschiedene Falter vorkommen, ist die Natur insgesamt noch intakt. Die Faltervielfalt erfolgreich zu fördern bedeutet deshalb im Umkehrschluss, die Naturvielfalt und -dienstleistungen als Ganzes zu fördern. Und dies ist eminent wichtig, auch für unser eigenes Überleben, das am seidenen Faden bestäubender Insekten hängt.

Denn die immer intensiveren, menschlichen Eingriffe in den Naturhaushalt haben gerade bei den Schmetterlingsarten und -populationen einen rapiden Sinkflug ausgelöst. Mehr als die Hälfte aller Tagfalter Österreichs gelten als gefährdet, und die Schmetterlings-Populationen sind laut Einschätzung österreichischer ExpertInnen ähnlich stark geschrumpft wie in Deutschland und der Schweiz, also um etwa drei Viertel in den letzten drei Jahrzehnten, und grob geschätzt auf ein Hundertstel in den letzten 100 Jahren.

Viele Arten kommen nur noch in sehr kleinen und isolierten Schutzgebieten vor. Die durch den Klimawandel zunehmenden Wetterextreme wie Überschwemmungen und Dürren könnten sie auch dort bald ganz hinwegraffen, wodurch die Chance auf eine umfassende Regeneration der Insektenwelt verloren geht. Umso wichtiger ist es, Lebensräume ab sofort wirklich überall wo es nur geht, strukturreicher und natürlicher zu gestalten und den Mut zu haben, die Natur auch wieder mehr selbst (mit)gestalten zu lassen.

Wie aber fördere ich Schmetterlinge erfolgreich? Da das Insektensterben multifaktoriell ist, muss auch die Förderung viele verschiedene Aspekte eines Lebensraums berücksichtigen, damit alle Entwicklungsstadien ihre jeweiligen Bedürfnisse erfüllt finden. Das Pflanzen einiger Nektarquellen, ja selbst das Aussäen von Blühstreifen allein, ist dabei häufig zu wenig.

Die Schmetterlingswiese im Wiener Donaupark ist ein gelungenes Vorzeigebeispiel, wie es dennoch gelingen kann. Auf Initiative der Wiener Umweltanwaltschaft konnte in einer klassischen Parkanlage ein Hektar artenarmer Klee-Anbaufläche in ein kleines Insektenparadies mit 45 Tagfalter- und über hundert Wildbienenarten verwandelt werden. Sieben der zehn streng geschützten Schmetterlingsarten Wiens kommen hier inzwischen vor. Anhand dieses Beispiels und anhand einzelner Zeiger-Arten wird im Vortrag erläutert, an was alles bei einer erfolgreichen Förderungen dieser bunten Gaukler zu denken ist, wie z.B. den Nährstoffgehalt des Bodens, die "Beimpfung" mit geeignetem Saatgut, geeignete Gehölze als Raupenfutterpflanzen, Wasserstellen für genügend Flüssigkeit bei langer Trockenheit, schattige Rückzugsorte, Verpuppungs- und Überwinterungsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Pestizidfreiheit des Lebensraums.

Marion Jaros, Wiener Umweltanwaltschaft

Naturnahes Grün ist der Biotechnologin neben naturschutzfachlichen Gründen auch deshalb so wichtig, weil es Kindern in deren Wohnumgebung den Aufbau einer innigen Naturbeziehung ermöglichen kann. DI Marion Jaros ist Initiatorin und Organisatorin des Schmetterlingsprojektes VANESSA im Wiener Donaupark.

www.wua.wien.at

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