Kurze Fakten zur Überdüngung

Warum wir Magerstandorte brauchen

Die Ursachen des Artensterbens sind vielfältig; ihre Auswirkungen summieren sich nicht nur, sie entwickeln sich exponentiell. Eine Biene, die mangels Futterpflanzen weit fliegen muss, dabei mit Pestiziden in Berührung kommt, deren Orientierung durch Strahlung und Luftverschmutzung gestört ist, ist geschwächt und anfälliger für die Varroamilbe, um nur ein Beispiel zu nennen.

Hier nur einige der Gründe für`s Artensterben:
Lebensraumvernichtung, Bodenversiegelung, Veränderung der Lebensbedingungen durch Klimawandel, Pestizide, Invasive Neophyten und Neozoen, Monokulturen, Flurbereinigung, zu viel Ordnung…. Und eben auch Überdüngung

Das betrifft landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf die sowohl chemisch-synthetische Düngemittel als auch Gülle aufgebracht werden. Neben schädlichen Inhaltsstoffen wie z.B. Antibiotika und Schwermetallen gelangen so auch sehr viele Nährstoffe in den Boden und ins Grundwasser. Von dort werden sie auch in umliegenden Flächen wie Raine, Trockenrasen und Feuchtgebiete ausgeschwemmt und überdüngen auch diese.

Die EU fördert die Landwirtschaft in den Mitgliedsländern mit jährlich 58Mrd. Euro, im Momentabhängig von der Betriebsgröße; da bietet es sich als Steuerungsmechanismus an, die Förderungen an eine für die Ökosysteme verträgliche Landwirtschaft zu koppeln.

Auch auf kommunalen und privaten Grünflächen wird üppig gedüngt, nach dem Motto „ein bissl mehr kann auch nicht schaden“. Tatsächlich begünstigt aber ein Nährstoffüberangebot die Pflanzen, die damit gut zurechtkommen, z.B. Löwenzahn und Brennnessel, das sind aber nicht unbedingt die, die man gerne im Übermaß in Beet und Blumenwiese hätte.

Viele der von uns Menschen als schön wahrgenommen Pflanzen wie Margerite, Wiesensalbei, Lein oder Kartäusernelke werden durch wüchsigere Pflanzen von nährstoffreichen Standorten verdrängt, bzw. vertragen ein Überangebot an Nährstoffen nicht. So hat etwa die Margerite eine Stickstoffzahl (N=Nährstoffzahl) nach Ellenberg von 3, eine Bezifferung von Pflanzenarten auf stickstoffarmen Pflanzenarten; Kartäusernelke und Lein kommen sogar mit N= 2 aus. Der Löwenzahn dagegen wird als 8 eingestuft, die Brennnessel sogar als 9. Löwenzahn und Brennnessel haben durchaus ihre Fans, besonders Schmetterlingsraupen profitieren von der Brennnessel, aber viele Insekten sind spezialisiert auf Pflanzen der Magerstandorte, z.B. der Hauhechel-Bläuling, der auf die Hauhechel mit N=3 spezialisiert ist.

Eine einfache Gleichung: viele Nährstoffe im Boden ->keine Hauhechel ->kein Hauhechel-Bläuling. Und so geht es vielen Pflanzen und ihren Blütenbesuchern in unserer überdüngten Landschaft. Deshalb ist es ein Gebot der Stunde, Flächen abzumagern, auf kleineren oder kontaminierten Flächen auch fetten durch mageren Boden zu ersetzen, und so den Magerpflanzen Lebensraum zu geben. Und: keine Fläche ist zu klein, um naturnah gestaltet zu werden. Jeder m² zählt.

Paula Polak, Landschaftsplanerin, Rewisa-Netzwerk

Die Landschaftsarchitektin betreibt in Mauerbach ein Ingenieurbüro für Landschaftsplanung mit ausschließlich naturnahem Schwerpunkt. Lieblingsthemen: Wasser im Garten, Gestaltung für Bienen, Schmetterlinge und andere Tiere. DI Paula Polak ist Obfrau des REWISA-Netzwerkes auch eine der drei Frauen hinter der OG "Wilde Blumen".

www.paulpolak.com

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