2020: Schönes Federchenmoos

(Ptilidium pulcherrimum)

Das Schöne Federchenmoos wächst in dichten niedrigen Polstern an der Rinde vor allem von Nadelgehölzen. Durch die lang bewimperten Blätter und den Standort ist es gut kenntlich, an Gestein ist es mit Vorsicht vom Großen Federchenmoos zu trennen.

© Wolfgang von Brackel

Aussehen
Ptilidium pulcherrimum gehört zu den beblätterten Lebermoosen, die Pflanzen sind also in Stämmchen und Blätter gegliedert. Es wächst in dichten, niedrigen Polstern, die an schattigen Standorten eher grün, an lichtreicheren eher rotbraun bis rot erscheinen. Die einzelnen Stämmchen werden bis zu 2 cm lang und sind dicht ein- bis zweifach gefiedert. Die kurzen, kaum einen Millimeter breiten Ästchen sind dicht zweizeilig beblättert, dazu tritt eine Reihe kleinerer Unterblätter. Die quer am Stämmchen angewachsenen Flankenblätter sind auf 0,6 bis 0,8 mm ihrer Länge in zwei bis vier Blattlappen geteilt, deren Ränder dicht mit einzelreihigen langen Wimpern besetzt sind. Die Art ist diözisch, wobei die männlichen Pflanzen kleiner als die weiblichen sind. Die aus zylindrischen bis keulenförmigen Perianthien entspringenden Sporogone bestehen aus einer langen, hyalinen Seta und einer braunen, ellipsoiden Sporenkapsel.

Von dem ähnlichen Behaarten Federchen-Lebermoos (Ptilidium ciliare) unterscheidet sich die Art durch die tiefere Teilung der Flankenblätter (0,6–0,8 gegenüber 0,4–0,5), die geringere Zahl von Zellen am Grund des breitesten Blattlappens (6–12 gegenüber 15–25) und die längeren Wimpern (zumindest einige länger als die Breite des dorsalen Blattlappens).

Biologie
Die Art ist zweihäusig, weibliche und männliche Pflanzen befinden sich oft in direkter Nachbarschaft oder wachsen durcheinander. Eine generative Fortpflanzung sollte somit keine Schwierigkeit darstellen, wenn Perianthien und Antheridien ausgebildet werden. Dies scheint jedoch in jüngerer Zeit seltener geworden zu sein. Über eine vegetative Vermehrung oder Verbreitung ist beim Schönen Federchenmoos nichts bekannt, eine gewisse Verbreitung über Thallusbruchstücke ist jedoch wahrscheinlich.

© Heike Hofmann

Ökologie
Die säureliebende bzw. -tolerante Art findet sich am häufigsten als Epiphyt an Bäumen mit saurer Borke, also vor allem an Nadelhölzern (u.a. Fichte, Tanne, Kiefer) und weniger an Laubhölzern mit saurer Rinde (u.a. Birke, Erle, Buche). Oft wächst sie am Stammfuß oder an den Wurzelansätzen, zudem an sich zersetzendem Holz oder an Stubben. Sie kommt auch an silikatischen Gesteinen, etwa in Blockhalden, vor; hier überschneidet sich ihr Lebensraum mit dem von Ptilidium ciliare.

Das Schöne Federchenmoos bevorzugt luftfeuchte, schattige bis lichtreiche Standorte in Wäldern in montanen Lagen, kommt aber vom Flachland bis ins Hochgebirge vor

Verbreitung und Gefährdung
Die zirkumboreale Art kommt auf der Nordhalbkugel in Nordamerika, Europa und Asien vor, wobei sie wohl nicht über den 33. Breitengrad nach Süden vorstößt. In Europa ist sie von Norditalien und Bulgarien bis nach Island und ins nördliche Fennoskandien bekannt, wobei ihre Hauptverbreitung in den Bergwäldern zwischen 800 und 1500 m liegt.

In den Roten Listen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz wird die Art als "nicht gefährdet" geführt.

Wegen ihres Vorkommens an Nadel- und Laubgehölzen mit saurer Rinde ist sie sicher nicht durch mangelnde Standorte gefährdet, ein Handlungsbedarf zu ihrer Erhaltung besteht nicht. Auch bei ihr muss jedoch die Zukunft zeigen, wie sie mit der zunehmenden Eutrophierung der Landschaft und vor allem mit der Klimaerwärmung zurechtkommt; als überwiegend boreal-montan verbreitete Art wird sich ihre Arealgrenze möglichweise nach Norden verschieben.

© Wolfgang von Brackel

Nutzung und Medizin
Über eine Nutzung des Schönen Federchenmooses ist nichts bekannt, was bei den geringen Mengen an Material der kleinen Art nicht erstaunt. Möglicherweise wurde sie jedoch zusammen mit anderen Lebermoosen und Laubmoosen in der traditionellen Medizin als Antibiotikum bei Hautkrankheiten und offenen Wunden eingesetzt. Dies verwundert nicht weiter, wurden doch in etlichen Laub- und Lebermoosen antimikrobielle und fungizide Substanzen nachgewiesen. Für Ptilidium pulcherrimum gelang dies Veljić et al. (2010).

Wolfgang von Brackel - gekürzt

Die Flechte des Jahres wird vom Naturschutzbund Österreich und der Bryologisch-lichenologischen Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V. ernannt. Weitere Informationen über Flechten bei der Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft  für Mitteleuropa e.V.


Ptilidium pulcherrimum
im Internet

Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über Natur des Jahres - Themen verwendet werden. Unbedingt die Bildquelle angeben. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar.

 

Zurück

.