Das Brunnenlebermoos ist eine unserer auffälligsten Lebermoosarten. Mit seinem bandförmigen, nicht in Stamm und Blättchen gegliederten Lager (=Thallus) kann es große Flächen an feuchten Standorten, etwa am Grund von Mauern oder an Bachrändern, überziehen.
Das Brunnenlebermoos ist eine nahezu weltweit verbreitete Art, die sich allerdings in den warmen Gebieten in die Gebirge zurückzieht. In Mitteleuropa ist die Gesamtart häufig und nicht gefährdet.
Interessant ist die Fähigkeit der Art, sich neben der geschlechtlichen Fortpflanzung auch vegetativ zu vermehren. Dies geschieht durch die Bildung von Brutkörpern in auf der Thallusoberfläche liegenden Brutbechern. Die kleinen linsenförmigen Brutkörper werden von Regentropfen aus den Brutbechern geschleudert, wodurch sie einerseits in einer gewissen Entfernung von der Mutterpflanze auf den Boden gelangen, andererseits auch nur bei günstigen (feuchten) Witterungsbedingungen von ihr getrennt werden, was ein Vertrocknen verhindert. Einen ähnlichen Mechanismus finden wir bei einer Gruppe völlig anderer Organismen, den Teuerlingen im Reich der Pilze. Die den Brutkörpern des Brunnenlebermooses so ähnlichen Peridolen sind hier allerdings generativen Ursprungs.
Auch für die Medizin interessant
Das Brunnenlebermoos ist Lebensraum für eine Reihe von parasitischen bzw. parasymbiontischen Pilzarten. Diese haben es geschafft, die Barriere der verschiedenen fungiziden Substanzen zu überwinden, die von Marchantia polymorpha produziert werden (Plagiochin E, Marchantine u.a.). Diese Fungizide könnten medizinisch von Interesse werden, da sie etwa gegen Candida albicans wirken, der Hautkrankheiten verursachen kann. Als nicht mehr dem Stand der Wissenschaft entsprechend erscheint dagegen heute der Einsatz von Marchantia gegen Leberkrankheiten, wie er gemäß der Signaturenlehre üblich war.