„Mit der Wahl der seltenen Gelbbauchunke wollen wir eine bedrohte und durch Aussehen und Verhalten ungewöhnliche Amphibienart in den Blickpunkt rücken. Der Froschlurch des Jahres hat bei uns seine natürlichen Lebensräume durch menschliches Tun weitgehend verloren, findet aber Ersatzbiotope in Abbaugruben und auf militärischen Übungsplätzen“, erklärt DGHT-Vizepräsident Dr. Axel Kwet.
Es steht nicht gut um die heimische Gelbbauchunke! Zwar ist die Art, allen Unkenrufen zum Trotz, europaweit nicht vom Aussterben bedroht, doch gilt sie in Österreich als gefährdet. Hand aufs Herz, wer hat den Lurch des Jahres 2014 schon einmal am Wegesrand gesehen, wer den melodischen Klang einer rufenden Unke vernommen? Wer weiß, was ein Unkenreflex und was ein Unkenschnupfen ist?
Die Gelbbauchunke besitzt zwei ganz unterschiedliche Seiten: Von oben erscheint sie durch die dezent graubraune bis lehmgelbe Rückenfärbung als graue Maus, von unten ist sie durch ihren individuell gelb-schwarz gemusterten Bauch unser auffallendster Froschlurch, der mit seinen herzförmigen Pupillen auch sofort sympathisch wirkt. Eine lebensrettende Strategie der kaum 4–5 cm langen Unke ist es, Feinde durch das plötzliche Zeigen der plakativ gefärbten Unterseite zu erschrecken. Das eigenartige Abwehrverhalten, bei dem die Unke den Rücken durchbiegt, so dass die leuchtend gelben Körperpartien der Unterseite sichtbar werden, nennt man Unkenreflex. Auch der Unkenschnupfen hängt mit der Feindabwehr zusammen, denn die giftigen Sekrete der Tiere sind schleimhautreizend und können beim Menschen schnupfenähnliche Reaktionen auslösen.
„Die besten Lebensräume der Gelbbauchunke sind flache, sonnenexponierte Kleingewässer im waldnahen Offenland, die sich leicht erwärmen und eher vegetationsarm sind“, erläutert der Sprecher der AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT, Richard Podloucky. Überschwemmungsgewässer, Quelltümpel oder dynamische Bachkolke entlang von Fließgewässern bildeten früher die natürlichen Laichgewässer der Art, heute werden in unserer Kulturlandschaft bevorzugt Sekundärbiotope wie wassergefüllte Fahrspuren und Kleingewässer im Wald genutzt. Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen zählen die regelmäßige Pflege vorhandener Laichgewässer und deren Wiederherstellung bei Verlandung, aber auch die Neuanlage von Kleingewässern und Vernetzung der Lebensräume.
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) hat die Gelbbauchunke zum Lurch des Jahres 2014 ernannt. Fachlich unterstützt wird die alljährliche Wahl von den Kooperationspartnern NABU und BUND sowie von der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), der Koordinationszentrale für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) und dem Nationalmuseum für Naturgeschichte in Luxemburg.