2012: Erdkröte

(Bufo bufo)

Sie ist unsere größte einheimische Krötenart. Zur Ehre "Froschlurch des Jahres" ist sie aber nicht nur wegen ihrer imposanten Erscheinung gekommen, sondern vor allem deshalb weil sie die Symbolart des Amphibienschutzes ist: Seit Jahrzehnten werden ihre Wanderungen zum und vom Laichgewässer mit Krötenzäunen, zeitlich befristeten Straßensperrungen oder Amphibientunnels gesichert und damit Tausende Amphibien vor dem sicheren Verkehrstod bewahrt.

Erdkröte © Josef Limberger
Erdkröte © Josef Limberger
Steckbrief
Der wissenschaftliche Name der Erdkröte lautet Bufo bufo, was übersetzt einfach nur „Kröte Kröte“ heißt. Die größte heimische Krötenart ist über fast ganz Europa verbreitet und bei uns neben Grasfrosch und Teichmolch eine der häufigsten Amphibienarten. Mit Ausnahme höherer Alpenregionen kommt sie in ganz Österreich vor.
Typisch für die Erdkröte ist ihr breiter, kantiger Kopf mit zwei wulstige Ohrdrüsen direkt hinter den Augen. Die  Oberseite des gedrungenen Körpers ist braun oder gelb, seltener auch ins Oliv, die raue Haut mit vielen runden Warzen besetzt. Besonders auffallend sind die schönen „güldenen“ Augen dieser Lurche.
Bei den Erdkröten sind die Weibchen die starken. Ausgewachsen können sie bis zu 16 cm groß werden – wahrhaft imposant im Vergleich zu den nur knapp 10 cm großen Männchen. Die “Erdkrötinnen“ sind es auch, die auf der Hochzeitsreise die Männchen Huckepack zum Laichgewässer tragen: Während der Paarungszeit entwickeln sich beim Männchen an den Innenseiten des 2. und 3. Fingers schwarz gefärbte, verhornte Brunstschwielen. Mithilfe dieser Schwielen hält sich das Männchen auf dem Rücken des Weibchens fest. Erdkröten können sehr alt werden, im Freiland zwischen 10-15 Jahre, in Terrarienhaltung sind sogar 36 Jahre belegt.
 
Das Krötenleben im Jahresverlauf
Schon früh im Jahr werden Erdkröten aktiv. Als sogenannte „Explosivlaicher“ erscheinen sie nach der Frühjahrswanderung nahezu alle zur selben Zeit am selben Ort und beginnen , gemeinsam mit dem Fortpflanzungsgeschäft beginnen und sämtliche Laichschnüre innerhalb nur weniger Tage absetzen.
Die Hauptwanderung zum Laichgewässer fällt in der Regel mit einsetzendem Regen und steigenden Temperaturen auf 5–10 °C zusammen. Das kann auch schon im Jänner sein, meist jedoch beginnt das Wandern Ende Februar/Anfang März. Zwischen dem Laichgewässer und ihrem Winter- bzw. Sommerlebensraum legen Sie dabei durchschnittlich einen Kilometer zurück.
Der Laich wird nach mehreren Tagen Wasseraufenthalt in Form von Schnüren abgegeben: 3000 bis 6000 mit einem Durchmesser von jeweils 1,5 bis 2 Millimetern. Aus dem Laich entwickeln sich nach mehreren Tagen der Embryonalphase die Kaulquappen. Nach etwa drei Monaten Wasseraufenthalt erreichen die Kaulquappen die Metamorphose zum lungenatmenden, vierbeinigen Landtier und gehen oft in großen Mengen gleichzeitig ans Ufer. Nach circa drei Jahren werden die Tiere dann geschlechtsreif.
Direkt nach dem Ende der Fortpflanzungsphase wandern die erwachsenen  Erdkröten in ihre Sommerquartiere (meist Mischwälder)  zurück. Die dazwischen liegenden Flächen, z. B. Wiesen oder Äcker, werden zügig in Richtung der Waldsilhouette durchlaufen.
Die Überwinterungsphase beginnt in der Regel ab Mitte/Ende September bis Mitte/ Ende Oktober.
 
Gefährdung durch den Menschen
Die Erdkröte in Österreichs Roter Liste in er Kategorie „Gefährdung droht“ eingestuft. Der bekannteste Gefährdungsfaktor für die Erdkröte ist der Straßentod während der Laichwanderung. Durch den hohen Zerschneidungsgrad unserer Landschaft werden jedes Jahr an einer Vielzahl von Straßen tausende Tiere bei den Wanderungen getötet. Bedeutsam sind aber auch Verluste durch Veränderungen innerhalb der Sommer- und Nahrungshabitate, insbesondere in ausgeräumten Agrarlandschaften. Durch die Forstwirtschaft entstehen oft monotone, struktur- und totholzarme Nadelbaumwälder, die wenig geeignete Lebensräume für Erdkröten sind.
 
Wie können wir dem „Froschlurch des Jahres 2012“ helfen?
Amphibienschutzmaßnahmen an Straßen und Maßnahmen gegen die Zerschneidung von Teillebensräumen dienen der Sicherung der saisonalen Erdkrötenwanderung und dem Erhalt des Jahreslebensraums. Meist durch fest errichtete und regelmäßig gewartete Amphibienschutzanlagen mit Durchlässen, durch zeitlich befristete Straßensperrungen durch abgeflachte Bordsteine und temporäre Schutzzäune oder auch durch die Anlage von Ersatz- und Zusatzlaichgewässern.
Als aktiver Helfer beim Krötenschutz am Straßenrand können Sie sich durch Ihre Mitgliedschaft bei Naturschutzorganisationen (z.B. beim Naturschutzbund) engagieren und tatkräftig beim Aufbau der Schutzzäune, bei der regelmäßigen Kontrolle der Kübel oder beim Hinübertragen der Amphibien auf die Laichgewässerseite helfen.
Im eigenen Garten ermöglichen Sie durch Anlage eines Naturgartens mit vielen Stauden, Büschen und Laubbäumen ein reichhaltiges Würmer-, Schnecken und Insektenleben, welches als Nahrungsquelle auch den Kröten zugute kommt. Der Garten sollte Bezug zur offenen Landschaft aufweisen, um von Amphibien besiedelt werden zu können, und es sollten keine stark befahrenen Straßen oder dichte Wohnbebauung dazwischen liegen.
Beobachtungstipp: Leise Töne im Frühjahr – Mithören lohnt sich. Eine gute Beobachtungsmöglichkeit bietet das zeitige Frühjahr. Man kann sich – auch tagsüber – vorsichtig dem Laichgewässer nähern, sofern keine eigentumsrechtlichen Bedenken bestehen (Privatgrundstück, Naturschutzgebiet). Einen als Froschkonzert zu bezeichnenden Chor, wie bei Kreuz- und Wechselkröten, gibt es bei Erdkröten allerdings nicht. Man muss also schon genau hinhören, um die leisen Stimmen der Tiere zu vernehmen – meist kurze, etwa wie „öng-öng“ klingende Befreiungsrufe der Erdkrötenmännchen, die von anderen Männchen umklammert werden.
 
Weitere Informationen über die Erdkröte finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. unter: www.dght.de
 
  Pressefoto: © Josef Limberger

 

Zurück

.