2026: Alpensalamander

Salamandra atra

Mit der Wahl des lackschwarzen Alpensalamanders, Salamandra atra, zum Lurch des Jahres 2026, stellt die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), dem NABU und der info fauna aus der Schweiz eine nicht nur wegen ihrer Färbung außergewöhnliche Amphibienart in den Fokus der Öffentlichkeit. Der lebendgebärende Bewohner unwirtlicher Gebirgszonen ist ein Überlebenskünstler – und steht für die Vielfalt und Verwundbarkeit alpiner Lebensräume.

© B. Trapp DGHT

Alpensalamander sind Lebendgebärer
Alpensalamander bewohnen strukturreiche Bergwälder, feuchte Strauchheiden und Grasmatten der Alpen sowie einiger Gebirge des Balkans, meist oberhalb von 800 Metern. Während sich die meisten Amphibien in Gewässern fortpflanzen und ihre zahlreichen Eier oder Larven dort absetzen, bringt der lebendgebärende Alpensalamander nach zwei bis vier Jahren Tragzeit nur ein oder zwei voll entwickelte Jungtiere an Land zur Welt – kleine Ebenbilder der Eltern. Die Entwicklung der Larven verläuft komplett im Mutterleib, wo sich der Nachwuchs von der übrigen Eimasse und einem speziellen Zellgewebe im weiblichen Uterus ernährt. Dies stellt eine in Europa einzigartige Entwicklung innerhalb der Lurche dar, die den Alpensalamander in Bezug auf die Fortpflanzung unabhängig von Gewässern macht.

Exot im alpinen Raum
Unter den 21 Amphibienarten Österreichs ist der Lurch des Jahres 2026 auch wegen seiner ungewöhnlichen, nahezu rein alpinen Verbreitung ein Exot. Er kommt in allen Bundesländern mit Ausnahme von Wien und dem Burgenland vor. Die größte Anzahl von Nachweisen stammt aus dem Westen des Landes, aus Vorarlberg und dem Tiroler Außerfern. Die spezielle Lebensweise mit wenigen Jungen und einer extrem geringen Reproduktionsrate bringen gravierende Nachteile mit sich. Unter allen Landwirbeltieren besitzt der Alpensalamander auch die längste Tragzeit. Noch ist der Alpensalamander in Gebieten, in denen er vorkommt, zwar oft häufig, noch scheint seine Bestandsentwicklung stabil. Dennoch ist die Art in der Roten Liste Österreichs von 2007 auf der „Vorwarnliste“ eingestuft – eine neue Liste ist in Arbeit. Die Auswirkungen der Klimakrise auf die hochspezialisierte Art sind noch schwer abzuschätzen. Österreich hat jedenfalls eine sehr hohe Verantwortung für ihren Erhalt, befinden sich hier doch mehr als 50 Prozent des weltweiten Verbreitungsgebietes der Art.

Was den Alpensalamander bedroht
Nicht nur die Klimakrise bedroht die charismatischen Bergbewohner. Hinzu kommen Risikofaktoren wie die Erschließung von Wäldern durch Forststraßen, einhergehend mit erhöhter Nutzungsintensität naturnaher Waldbestände, die verstärkte Erschließung und Veränderung von Lebensräumen im Zuge der Sport- und Freizeitnutzung, die Intensivierung der Almwirtschaft, aber auch der häufige Verkehrstod auf alpinen Straßen und Wegen. Zukünftig droht weiters die akute Gefahr durch den gefährlichen Salamander-Chytridpilz. Dieser vor rund 20 Jahren nach Deutschland eingeschleppte Krankheitserreger, der beim Feuersalamander meist tödlich wirkt, wurde beim verwandten Alpensalamander bislang noch nicht im Freiland nachgewiesen. Im Labor aber erwies sich auch diese Art als anfällig für Infektionen, und Nachweise des Pilzes gelangen bereits in Molchbeständen in nächster Nähe zu Vorkommen des Alpensalamanders.

Mit der Wahl zum „Lurch des Jahres 2026“ soll das sympathische „Berg- oder Regenmandl“, wie der Alpensalamander in seiner Heimat auch genannt wird, als Botschafter für den langfristigen Schutz der alpinen Natur wirken – und nicht zuletzt auf die Folgen der globalen Klimakrise aufmerksam machen.


Text und Ernenner: Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e. V.): https://www.dght.de/, Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH): https://www.herpetozoa.at/, info fauna – Nationales Daten- und Informationszentrum der Schweizer Fauna: https://www.infofauna.ch/, Naturschutzbund Deutschland (NABU): https://www.nabu.de/

Kontakt: office@herpetozoa.at

Bilder: Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über die Natur-des-Jahres-Themen unter Angabe der Bildquelle verwendet werden. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar.

 

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