Ihr beige-grün geflecktes Tarnmuster mit rötlichen Knubbeln und grünlichen Augen macht die Wechselkröte (Bufotes viridis) zum unverwechselbaren Sympathieträger unter den einheimischen Amphibien. Die seltene und in Österreich durch Lebensraumverluste stark gefährdete Art wurde zum Lurch des Jahres 2022 gekürt, wie die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH) bekannt gab.
Beschreibung
Die Wechselkröte ist eine Echte Kröte. Sie hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 80 (Männchen) bzw. 90 (Weibchen) Millimeter, wobei auch Größen von 100 Millimeter möglich sind. Auf dem breiten Kopf sitzen Augen mit waagrecht elliptische Pupillen und einer zitronengelb-grünlichen Iris. Das Trommelfell ist meist deutlich sichtbar.
Während das Männchen eher hellgrau erscheint, ist die Körperoberfläche des Weibchens weißlich. Ein grünliches Fleckenmuster ziert beide. Entsprechend ihrer Umgebung können sie ihre Grundfärbung wechseln – daher auch der Name. Die Warzen sind beim Weibchen kräftig orange oder rot gefärbt. Die Unterseite ist hellgrau bis weißlich und eist mit kleinen dunkelgrünen Flecken besetzt. Jungtiere sind zunächst grau gefärbt und besitzen schwarze Flecken, die sich im Laufe ihres Lebens grün umfärben.
Lebensweise
Die Wechselkröte verlässt Ende März ihr Winterquartier. Die Paarungszeit, in der man die Balzrufe der Männchen hört, erstreckt sich je nach Witterung von Anfang bzw. Mitte April bis Mitte Juni. Der Laich wird in zwei bis vier Meter langen Laichschnüren mit 2.000 bis 15.000 braunschwarzen Eiern abgelegt. Je nach Wassertemperatur ist die Embryonalentwicklung nach drei bis sechs Tagen abgeschlossen und es schlüpfen drei bis vier Millimeter große Larven. Nach der Metamorphose im Juni (oft auch erst im August) haben die jungen Kröten eine Kopf-Rumpf-Länge von 10 bis 17 Millimeter erreicht. Sie werden erst nach der dritten Überwinterung geschlechtsreif. Die Wechselkröte ist hauptsächlich dämmerungs-und nachtaktiv, oft findet man aber auch Jungtiere, die tagsüber unterwegs sind.
Lebensraum und Verbreitung
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Osten und Süden Schwedens über einige Inseln Dänemarks, bis nach Deutschland und Teile Frankreichs. Außerdem findet man sie in Italien und den Italienischen Inseln sowie auf Malta, in weiten Teilen Osteuropas, dem Balkan und einigen griechischen Inseln. Auch in Nordafrika ist sie verbreitet. Sie fehlt in einigen Gebieten Skandinaviens und Frankreichs, in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und der Iberischen Halbinsel. In Österreich findet man sie vor allem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Ebenso in einigen Regionen Oberösterreichs, der Steiermark, Kärntens und Tirols.
Die Wechselkröte bevorzugt Habitate in Höhen von 200 bis 400 Meter. Sie ist eine Steppen- und Pionierart, die Trockenzeiten, Wärme, Kälte und erhöhten Salzgehalt des Laichgewässers toleriert. Zudem kann sie schnell neu entstandene Gewässer als Laichhabitat nutzen. So findet man sie in offenen und halboffenen Kulturlandschaften mit lockerem Bodensubstrat. Stehende, flache und vegetationsarme Laichgewässer werden bevorzugt. Tagsüber sucht sie Schutz in selbstgegrabenen Erdröhren oder in günstigen Verstecken wie unter größeren Steinen, Brettern oder Vergleichbarem. Zum Überwintern sucht sie sich frostfreie Plätze an Land.
Ähnliche Arten
Die Wechselkröte kann mit der Kreuzkröte und der Erdkröte verwechselt werden. Während die Kreuzkröte jedoch einen gelben, dünnen Rückenstreifen und paarige Gelenkhöckerchen an der Zehenunterseite hat, weist die Erdkröte kein grünes Fleckenmuster auf. Zudem ist die Iris der Erdkröte rotgolden und wie die Kreuzkröte besitzt auch sie paarige Gelenkhöckerchen an der Zehenunterseite
Gefährdung und Schutz
Die Wechselkröte ist in der Roten Liste Österreich als „gefährdet“ eingestuft. Nach der FFH- Richtlinie ist sie eine streng zu schützende Art. Für die Wechselkröte ist ein intaktes Ökosystem als Lebensraum entscheidend für die Gesunderhaltung ihrer Populationen. Unterstützt werden kann die Wechselkröte durch die Sicherstellung geeigneter Laichgewässer (z.B. Tümpel).
Lebensraumverlust und –zerschneidung spielen bei den Bestandsrückgängen eine maßgebliche Rolle. Auch die intensivierte Landwirtschaft (mit Dünger und Pestiziden) und -nutzung tragen dazu bei. Die Wechselkröte ist eine sogenannte Pionierart, deren ursprüngliche Lebensräume in Mitteleuropa – wie dynamische Flussauen – kaum mehr vorhanden sind. Rückzugsgebiete findet die Art heute vor allem in Abgrabungen oder Abbauflächen, weshalb das Verfüllen von Sand- und Kiesgruben oder Veränderungen in der Tagebaunutzung zu den größten Gefährdungsfaktoren gehören.
Wissenswertes
Der Name der Wechselkröte rührt vermutlich von der wechselhaften Fleckung oder der Fähigkeit, die Grundfärbung je nach Untergrund abzudunkeln oder aufzuhellen. Vielleicht hat er aber auch mit dem wechselhaften Lebensraum der wärmeliebenden Art in Kiesgruben, Tagebauen und Steinbrüchen zu tun.
Literaturhinweise
CABELA, A., GRILLITSCH, H. & TIEDEMANN, F. (2001): Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Auswertung der Herpetofaunistischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt, Wien.NÖLLERT, A. & NÖLLERT, C. (1992): Die Amphibien Europas, Bestimmung - Gefährdung - Schutz. Kosmos, Stuttgart.
Federführend bei der Ernennung zum Reptil bzw. Lurch des Jahres sind die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) sowie die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH). Fachlich unterstützt wird die regelmäßige Aktion zum Reptil/Lurch des Jahres von den langjährigen Kooperationspartnern, der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (KARCH), dem Nationalen Naturhistorischen Museum Luxemburg (MNH) sowie dem Naturschutzbund Deutschland (NABU).
Sämtliche Inhalte (Fotos ausschließlich mit Copyright) dürfen für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Wir freuen uns über ein Belegexemplar!