Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel

Vielfalt am Grünen Band Österreichs – zwischen Alpen und Ungarischer Tiefebene

Der Neusiedler See ist der größte Steppensee Mitteleuropas. Mit den umliegenden Wiesen, den riesigen Schilfflächen und den Salzlacken ist er ein einzigartiges Naturjuwel, das sich Österreich und Ungarn teilen. Gemeinsam mit dem Fertö-Hanság Nemzeti Park ist der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel unser erster grenzüberschreitender Nationalpark.

© Alexander Schneider

Der Neusiedler See einschließlich seiner Lacken, den Feuchtwiesen und Niedermoorresten ist auch Ramsargebiet – ein international anerkanntes Feuchtgebiet von weltweiter Bedeutung. Als wichtiges Vogelschutzgebiet bieten See und Umland zahlreichen bedrohten Vogelarten einen unverzichtbaren Lebensraum, darunter seltenen Zugvögeln und Brutvögeln: Mehr als 300 Vogelarten, darunter der farbenprächtige Bienenfresser, der majestätische Seeadler und der seltene Großtrappe, finden hier Lebensraum. Die ausgedehnten Schilfareale bieten Brutplätze für zahlreiche Wasservögel, wie das Purpurhuhn oder den Löffler. Zu den für Hobby-Ornithologen und Birdwatchern attraktivsten Vogelarten zählen gleich mehrere Watvögel, vom Säbelschnäbler und Stelzenläufer bis zum Flußregenpfeifer – allesamt Seichtwasserspezialisten. Auch Amphibien wie die Wechselkröte und eine Vielzahl an Fischarten, darunter Zander und Karausche, sind im Neusiedler See beheimatet. Die Vegetation ist geprägt von Salzpflanzen wie dem Strand-Milchkraut und Schilfrohr, die sich an die salzhaltigen Bedingungen des Sees angepasst haben.

Mit seinen artenreichen Salzlebensräumen in den Lackenbecken und Feuchtwiesen sichert der Nationalpark eine europaweit unvergleichliche Vielfalt. Steigende Temperaturen und ausbleibende Niederschläge haben allerdings zu einem dramatischen Rückgang des Wasserspiegels geführt. Das auch wegen der Übernutzung sinkende Grundwasser ist eine akute Bedrohung für das Ökosystem. Nur ein rascher Rückbau der Entwässerungskanäle und eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung sichert das Überleben der Lacken, sind sich Naturschützer einig.

Der Naturschutzbund hofft, dass möglichst rasch noch weitere Flächen in den Nationalpark aufgenommen werden: Vor allem im östlichsten Teilgebiet Waasen-Hanság würde eine Vergrößerung der Bewahrungszone in unmittelbarer Grenznähe einen Biotopverbund mit den Flächen im Nationalpark Fertö-Hanság ermöglichen. Damit würde das Wiedervernässen durch Zurückhalten des Niederschlagswassers leichter gelingen. Die Revitalisierung der Feuchtwiesen wäre ein weiterer wertvoller Beitrag zum Lückenschluss am ‚Grünen Band‘, Europas größtem Biotopverbundprojekt.

Auch in der Geschichte des Grünen Bandes Österreichs spielt die Region eine zentrale Rolle: Im Jahr 1989 – vor fast genau fünf Jahren – wurde hier die „Erklärung von Illmitz“ unterzeichnet: Die Naturschutz-Landesräte von Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten sowie die Österreichische Umweltministerin haben sich mit dieser Erklärung erstmals gemeinsam öffentlich zum European Green Belt bekannt. Sie wollen es schützen, fördern und diese Grenzregionen nachhaltig weiterentwickeln. Damit hat Österreich ein starkes politisches Zeichen für dieses internationale Naturschutzprojekt gesetzt.

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