2025: Holzwespen-Schlupfwespe

Rhyssa persuasoria

Sie ist groß, elegant und eine Todesbringerin im Dienste des ökologischen Gleichgewichts: Die Holzwespen-Schlupfwespe, Rhyssa persuasoria, ist zum Insekt des Jahres 2025 gekürt worden. Mit ihrem markanten schwarz-weißen Muster und ihrem beeindruckend langen Legebohrer zieht sie nicht nur die Aufmerksamkeit von Forschenden, sondern auch von Naturliebhaber*innen auf sich. Doch diese Schlupfwespe ist weit mehr als ein ästhetisches Wunderwerk. Sie spielt eine wichtige Rolle in unseren Ökosystemen und steht exemplarisch für die mehr als 25.000 Arten der Familie der Schlupfwespen weltweit. Die Schirmherrschaft für das „Insekt des Jahres 2025“ übernimmt Katrin Vohland, Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien.

© Frank Vassen

Eine der größten Wespen Europas
Die Holzwespen-Schlupfwespe zählt mit einer Körperlänge von bis zu 35 Millimetern zu den größten parasitoiden Wespen Europas. Ihre schwarz-weiße Zeichnung und die leuchtend orangeroten Beine machen sie zu einem wahren Hingucker. Die Weibchen besitzen einen extrem langen Legebohrer, der es ihnen ermöglicht, bis zu fünf Zentimeter tief in Holz einzudringen. Dort legen sie ihre Eier direkt auf die Larven von Holzwespen ab – ihrer einzigen Nahrungsquelle.

Parasitoide Lebensweise
Die Holzwespen-Schlupfwespe ist ein sogenannter Parasitoid: Beim Eiablageprozess lähmt sie ihr Opfer mit einem Giftstich, sodass es lebt, aber bewegungsunfähig wird. Die Larve der Schlupfwespe frisst dann das Opfer, bis es stirbt. Danach verpuppt sich die Larve und verwandelt sich in eine ausgewachsene Wespe. Der gesamte Lebenszyklus dauert etwa ein Jahr, von der Eiablage bis zum Schlüpfen der nächsten Wespen.

Durch ihre parasitoide Lebensweise tragen die Holzwespen-Schlupfwespe und andere Arten dieser Familie wesentlich zur Regulation von Insektenpopulationen bei. Auf diese Weise hilft die Holzwespen-Schlupfwespe die für die Holzwirtschaft problematische Holzwespe auf natürliche Weise zu kontrollieren. Rhyssa persuasoria erkennt die von Holzwespen befallenen Bäume am Geruch. Sie riecht zwar nicht die Wespenlarve selbst, aber die von ihr mitgebrachten, holzabbauenden Pilze, wie beispielsweise den Braunfilzigen Schichtpilz, mit deren Hilfe die Holzwespenlarven das Holz verdauen können. Dabei tastet die Wespe mit ihren Fühlern das Holz ab, was den Anschein eines Abklopfens erweckt.

Großer Einfluss auf die Natur
Die Art ist auf Nadelbäume angewiesen und lebt in verschiedenen Waldlebensräumen – von Mischwäldern bis zu Holzlagerplätzen. Ihr Einsatz als natürlicher Regulator verringert den Bedarf an chemischen Bekämpfungsmitteln und trägt so langfristig zur Förderung der biologischen Vielfalt bei. Rhyssa persuasoria zeigt, wie kleine Lebewesen einen großen Einfluss auf die Natur haben können. Ihre Wahl zum Insekt des Jahres 2025 unterstreicht, wie wichtig natürliche Prozesse für eine nachhaltige Forstwirtschaft sind.

Die spektakuläre Rhyssa persuasoria ist nur eine von mehr als 25,000 Schlupfwespenarten weltweit. Trotz ihrer ökologischen Bedeutung sind Schlupfwespen bislang nur unzureichend erforscht. Um die Vielfalt dieser faszinierenden Insektenfamilie und ihre Rolle in den Ökosystemen besser zu verstehen, bedarf es gezielter Forschungsanstrengungen und einer stärkeren öffentlichen Aufmerksamkeit.

Text: Tamara Spasojevic, Dominique Zimmermann
Ernenner: Österreichische Entomologische Gesellschaft, Naturschutzbund Österreich

Bilder: Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über die Natur-des-Jahres-Themen unter Angabe der Bildquelle verwendet werden. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar. Weitere Bilder finden Sie hier.

 

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