Das Insekt des Jahres wird seit 1999 mitteleuropaweit proklamiert. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz angehören, wählt jedes Jahr aus verschiedenen Vorschlägen ein Insekt aus. Der Naturschutzbund Österreich ist seit Beginn mit dabei.
Beschreibung
Die Raupen der Frühjahrs- und Sommergeneration entwickeln sich zu unterschiedlich gefärbten Schmetterlingen. Dieser saisonal bedingte Unterschied ist bei diesem, zu den Edelfaltern zählenden Schmetterling am ausgeprägtesten. Während die Frühjahrsgeneration schwarze Zeichnungselemente auf oranger Grundfarbe aufweisen, ist die Sommergeneration überwiegend schwarz mit einem gebogenen weißen Band auf Vorder- und Hinterflügel. Ausschlaggebend hierfür ist die Tageslänge während der Raupenzeit. Bis heute ist noch nicht geklärt, wozu die unterschiedlichen Farbvarianten dienen. Weil die Flügelunterseite recht bunt und von Linien durchzogen ist und damit an eine Landkarte erinnert, ist der Falter als Landkärtchen bekannt. Innerhalb der Generationen unterscheiden sich Männchen und Weibchen nicht voneinander.
Lebensraum und Verbreitung
Das Landkärtchen ist in sehr unterschiedlichen Landschaftstypen zu finden, bevorzugt aber strukturreiche Lebensräume wie Hecken, blühende Wiesen und Säume sowie naturnahe Wald- und Gewässerränder. Sein Vorkommen zeigt ökologisch intakte Kulturlandschaft an, wie sie beispielsweise durch intensive Landwirtschaft und Bodenversiegelung immer seltener wird. Da dieser Schmetterling für eine erfolgreiche Entwicklung eine hohe Luftfeuchtigkeit braucht, bevorzugt er für die Eiablage Brennnesseln an feuchteren Stellen wie Hochstaudenfluren in Bach- und Flusstälern.
Vorkommen
In Österreich insbesondere in der Osthälfte unter 1000 m verbreitet, in der Südhälfte der Steiermark 2022 häufiger, im Westen Österreichs noch erkundungsbedürftig. Insgesamt ist das Landkärtchen von den Pyrenäen durch Mitteleuropa und Eurasien bis nach Japan verbreitet. Es fehlt aber im sommertrockenen Mittelmeerraum, auf den Britischen Inseln und in der Bretagne mit ihrem stark atlantisch geprägten Klima. Der Süden Fennoskandiens, wo die Sommer kurz sind, wurde erst in den letzten Jahrzehnten besiedelt.
Entwicklung
Aus den überwinternden Puppen schlüpfen oft schon Ende April die Falter der Frühjahrsform. Aus ihren Eiern, die in kurzen Schnüren von der Unterseite von Blättern der Großen Brennnessel hängen, schlüpfen nach etwa zehn Tagen Raupen, die sich in rund drei Wochen zur Puppe entwickeln. Nach circa zweieinhalb Wochen schlüpfen ab Ende Juni, Juli die Falter der Sommergeneration. Jene Raupen, die sich im September verpuppen, schlüpfen erst nach dem Winter.
Wissenswertes
Obwohl die Art in Mitteleuropa als ungefährdet gilt, weist sie in den letzten Jahrzehnten eine außergewöhnliche Fluktuation in der Verbreitung auf, die bis heute nicht zur Gänze erforscht ist. In südlichen Gunstlagen wird eine partielle dritte Generation vermutet.
Sämtliche Inhalte (Fotos ausschließlich mit Copyright) dürfen für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Wir freuen uns über ein Belegexemplar!