2022: Kleine Hufeisennase

(Rhinolophus hipposideros)

Die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) wurde im Jahr 1792 vom deutschen Naturwissenschaftler Moriz Balthasar Borkhausen für die Wissenschaft beschrieben. Gemeinsam mit ihrer größeren Schwester, der Großen Hufeisennase, sind sie in Österreich die einzigen Vertreterinnen aus der Familie der Hufeisennasen (Rhinolophidae).

Im Sommer nutzt sie vor allem Dachböden zur Aufzucht ihrer Jungen, während sie von November bis März in Höhlen, Stollen und Kellern Winterschlaf hält. Diese Tatsache führte dazu, dass diese Art zum „Höhlentier des Jahres 2022“ gewählt wurde. Die Hufeisennase steht für eine große Zahl von Tierarten, die auf geschützte und frostfreie Rückzugsorte unter Tage angewiesen sind. Mit der Wahl der Kleinen Hufeisennase will der Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH) darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.

© Katharina Buerger

Beschreibung
Die Kleine Hufeisennase ist eine der kleinsten einheimischen Fledermausarten. Sie ist gut an dem hufeisenförmigen Nasenaufsatz zu erkennen. Im Winterschlaf hüllt sich diese Art komplett in die Flughäute ein. Die Tiere hängen in Höhlen, Stollen und Kellern mit Temperaturen von 6 bis 9 °C; immer auf Distanz zu den Artgenossen. Hufeisennasen hängen immer frei und werden nie in Spalten angetroffen.

In Österreich befinden sich die Wochenstuben – also Kolonien, in denen die Weibchen ihre Jungen im Sommer gemeinsam aufziehen – zumeist in warmen Dachböden und Gebäuden. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie z. B. in einer Höhle in Niederösterreich, die mit einer Ruine in Verbindung steht. Männchen nutzen auch im Sommerhalbjahr Höhlen als Tagesquartier. Kleine Hufeisennasen sind ausgesprochen standorttreu. Der Aktionsradius beträgt gewöhnlich weniger als 20 Kilometer.

Zur Nahrungssuche werden Wälder, Heckenreihen und Streuobstwiesen aufgesucht und auf dem Speiseplan stehen Nachtfalter, Schnaken, Florfliegen und andere Insekten.

Verbreitung
Die Kleine Hufeisennase ist von allen Hufeisennasen am weitesten nach Norden verbreitet. Sie kommt im Mittelmeerraum und im Norden bis nach West-Irland sowie im westlichen Großbritannien vor. Nach großen Bestandseinbrüchen in den 1960er-Jahren ist die Kleine Hufeisennase in Österreich wieder weit verbreitet. Jedoch mit erheblichen regionalen Bestandsunterschieden: Während die Besiedlungsdichte im Norden gering ist, kann sie im Süden (Kärnten, Steiermark) als sehr hoch angesehen werden, in Nordtirol ist von der Kleinen Hufeisennase überhaupt nur eine Restpopulation bekannt.

© Katharina Buerger

Gefährdung
In vielen Gebieten Europas waren für die Kleine Hufeisennase im letzten Jahrhundert teils dramatische Populationseinbrüche zu verzeichnen. Als Gründe dafür sind vor allem der Einsatz von Giften, Quartier- und Habitatverluste oder auch direkte Verfolgung zu nennen. Erfreulicherweise zeigen die aktuellen Trends eine Erholung der Bestände. Bislang gibt es aber immer noch viele Regionen, welche die Kleine Hufeisennase nicht wiederbesiedeln konnte. Daher ist sie in ganz Europa streng geschützt und in den Anhängen II & IV der FFH-Richtlinie gelistet. In der Roten Liste gefährdeter Säugetiere Österreichs wird sie als „gefährdet“ eingestuft (Spitzenberger 2005).

Wissenswertes
Das Internationale Jahr für Höhlen und Karst in 2021 (http://iyck2021.org/) wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2022 ausgeweitet. Es soll mit einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Aktionen auf die Schutzwürdigkeit der Karstlandschaften und ihrer vielfältigen Karsterscheinungen aufmerksam machen. Eine dieser Aktionen ist die Auswahl eines internationalen „Höhlentier des Jahres“. Hierzu wurde für 2022 die Gruppe der Fledermäuse ausgewählt, aus der jedes teilnehmende Land eine regional vorkommende cavernicole Fledermaus auswählen und dieses der Öffentlichkeit als „Höhlentier des Jahres“ präsentiert.

Sämtliche Inhalte (Fotos ausschließlich mit Copyright) dürfen für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Wir freuen uns über ein Belegexemplar!

 

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