2026: Kleiner Abendsegler

Nyctalus leisleri

Für jeweils zwei Jahre wählen die Mitgliedsverbände von BatLife Europe die Fledermaus des Jahres. Die Wahl fiel diesmal auf den Kleinen Abendsegler, Nyctalus leisleri.

© Wolfgang Forstmeier

Der Kleine Abendsegler ist eine mittelgroße Fledermausart, die, im Gegensatz zum nahe verwandten Großen Abendsegler, Nyctalus noctula, in Österreich relativ selten nachgewiesen wird. Ihr primärer Lebensraum sind Laub- und Mischwälder mit einem ausreichenden Angebot an Baumhöhlen und -spalten die als Quartiere genutzt werden können. Quartiere an und in Gebäuden, wie man sie von einer Reihe anderer Fledermausarten kennt, werden in Mitteleuropa kaum genutzt. Zur Jagd, die im freien Luftraum erfolgt, nutzt die Art ganz unterschiedliche Lebensräume, von Wäldern über Hecken und Wiesen bis zu verschiedenen Gewässertypen. Entscheidend ist hier vielmehr das Vorkommen von Nahrungsinsekten – hauptsächlich Falter und Zweiflügler – in ausreichend hoher Dichte.

Verschiedene Quartiers-Arten des Kleinen Abendseglers
Über das Jahr hinweg nutzen Individuen des Kleine Abendsegler eine große Zahl unterschiedlicher Quartiere. Während sich die Weibchen im Frühsommer zur Jungenaufzucht in Wochenstubenquartieren, meist in Baumhöhlen, mit bis zu 50 Tieren zusammenfinden, verbleiben die Männchen bis in den Spätsommer einzeln oder in kleinen Gruppen in Höhlen- oder Spaltenquartieren. Die Wochenstubengesellschaften wechseln über den gesamten Sommer sehr häufig, vielfach nach jeweils wenigen Tagen, ihr Quartier und sind damit auf eine hohe Zahl geeigneter Baumhöhlen in einem Gebiet angewiesen. Im Spätsommer besetzen die Männchen dann Balz- bzw. Paarungsquartiere, die meist exponierter liegen, um sich dort mit den Weibchen zu paaren. Ab Oktober ziehen die Tiere in die Winterquartiere, die in Bäumen aber auch an Felsen oder Gebäuden liegen können, um dort bis April zu überwintern. Sommer- und Winterquartier der Art sind oft weit voneinander entfernt, das heißt, es kommt zu saisonalen Zugbewegungen, die erwiesenermaßen bis zu 1500 km weit sein können.

Gefährdung des Kleinen Alpenseglers
Durch seine Biologie ist der Kleine Abendsegler in der modernen Kulturlandschaft einer Reihe von Gefährdungsfaktoren ausgesetzt und daher auch in der Österreichischen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Das Angebot an Baumhöhlen und ähnlichen Quartieren ist in forstwirtschaftlich intensiv genutzten Wäldern vielfach kaum noch ausreichend, um die Ansprüche der Tiere im Sommerhalbjahr zu decken. Großflächiges Belassen von höheren Anteilen an Alt- und Schwachholz in den Beständen würde die Situation verbessern. Teilweisen Ersatz können auch Nistkästen in ausreichend hoher Zahl bieten. Daneben ist sicher der Rückgang der Insektenbiomasse ein grundsätzliches Problem für alle heimischen Fledermausarten und damit auch für den Kleinen Abendsegler. Als weiterer potenzieller Gefährdungsfaktor muss in verstärktem Maße die Windkraftnutzung gesehen werden. Durch direkte Kollision bzw. sogenanntes Barotrauma sind sowohl lokale Populationen – auf den allnächtlichen Jagdflügen – als auch saisonal durchziehende Individuen gefährdet. Diesem Umstand könnte, durch geeignete Standortwahl und Abschaltautomatiken bei Windkraftanlagen begegnet werden.

Text: BatLife Europe

Ernenner: BatLife Europe, https://www.batlife-europe.info

Bilder: Alle Bilder auf dieser Seite dürfen für Pressezwecke in Zusammenhang mit Berichten über die Natur-des-Jahres-Themen unter Angabe der Bildquelle verwendet werden. Wir bitten Sie um ein Belegexemplar.

 

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