2022+2023: Braunes Langohr

(Plecotus auritus)

  • gehört zu den mittelgroßen heimischen Fledermausarten
  • besitzt sehr lange Ohren, welche durch eine Hautfalte auf der Stirn miteinander verbunden sind
  • typische Waldfledermaus, welche Baumhöhlen, aber auch Dachböden als Sommerquartiere nutzt


Die Koordinationsstelle für Fledermausschutz und –forschung in Österreich (KFFÖ) und über 30 weitere Partnerorganisationen von BatLife Europe haben das Braune Langohr zur Fledermaus des Jahres 2022 und 2023 gekürt.

© Roger Jagersberger

Beschreibung
Ausgewachsene Individuen des Braunen Langohrs sind am Rücken hellbraun bis rötlichbraun gefärbt, auf der Bauchseite ist das Fell weiß bis gelblich. Die Füße sind stark behaart. Der Daumen und die Daumenkralle  sind mit über 6,5 mm bzw. 2 mm relativ lang. Der Tragus (Ohrdeckel) ist meist unter 15,5 mm lang. Das Gesicht und die Ohren sind hellbraun, die Schnauze mit einem deutlichem Drüsenpaar versehen.

Größe
Kopf-Rumpflänge: 42 – 53 mm
Unterarm: 35,5 – 42,8 mm
Ohrenlänge: 3 – 4 cm
Flügelspannweite: 24 – 29 cm
Gewicht: 6 – 9 g

Lebensraum und Verbreitung
In Österreich ist das Braune Langohr weit verbreitet. Sie jagen vor allem in Wäldern. Bis auf Kiefernwälder in tiefen Lagen werden alle Waldtypen bis über 2.000 m Seehöhe genutzt. Aber auch Gärten, Parks und Einzelbäume spielen als Jagdrevier eine Rolle.

Natürliche Sommerquartiere der Braunen Langohren befinden sich in Baumquartieren aller Art. Als Ersatz für Baumhöhlen werden auch entsprechende Ersatzquartiere angenommen. Genauso wichtig als Sommerquartiere sind Dachräume von Gebäuden. Hier verstecken sich die Tiere gerne in Spalten zwischen dem Gebälk, in Zapfenlöchern und hinter Verkleidungen.

Im Winter nutzen Braune Langohren vor allem Kleinhöhlen, Ruinen, Keller, aber auch Baumhöhlen als Winterquartier. Bevorzugt werden dabei Temperaturen zwischen drei und sieben Grad Celsius. Dort hängen die Tiere meist einzeln, selten auch in Kleingruppen. Während des Winterschlafes klemmen die Langohren ihre dünnen, häutigen Ohren unter die Flügel, um sie vor Erfrierungen zu schützen.

Braune Langohren gelten als ortstreue Art. Sie legen zwischen Sommer- und Winterquartier kaum mehr als 30 km zurück.

Lebensweise
Weibliche Braune Langohren leben im Sommer in Wochenstubenkolonien, bestehend aus fünf bis 50 Weibchen, zusammen. Gebäudebewohnende Braune Langohren wechseln das Quartier über den Sommer hinweg meist nicht. Anders ist die Dynamik bei baumbewohnenden Wochenstuben – diese wechseln alle ein bis fünf Tage das Quartier.

Die Paarung findet von August bis April entweder im Schwärm- oder Winterquartier statt. Geschlechtsreif werden Braune Langohren meist erst im zweiten Lebensjahr. Die Geburt des meist einzelnen Jungtiers erfolgt von Juni bis Juli. Mit ca. 6 Wochen sind die Jungtiere voll flugfähig und können das Jagen lernen.

Langohren können bis zu 30 Jahre alt werden, in freier Natur werden sie durchschnittlich aber nur 4 Jahre alt.

Braune Langohren können Insekten direkt von der Vegetation abklauben, aber auch im freien Luftraum erbeuten. Im Flug nutzen sie ihre Flügel oder die Schwanzflughaut, um die Beute zu keschern. Sitzende Insekten werden im Rüttelflug direkt vom Substrat abgesammelt. Langohren können ihre Beute nicht nur mithilfe der Ultraschall-Echoortung, sondern auch anhand von Raschelgeräuschen oder bei genügend Licht optisch detektieren.

Zur Nahrung gehören mittelgroße Insekten und Spinnentiere, darunter Nachtfalter (überwiegend Eulenfalter), Raupen, Spinner und auch Tagfalter. Diese werden nach dem Erbeuten oft an immer wieder genutzten Fraßplätzen verspeist, unter welchen sich Nahrungsreste wie Schmetterlingsflügel sammeln.

Ähnliche Arten
Neben dem Braunen Langohr kommen in Österreich noch das Graue Langohr (Plecotus austriacus) und das Alpenlangohr (Plecotus macrobullaris) vor. Obwohl man die Gattung der Langohren leicht an den besonders großen Ohren erkennt, ist die optische Unterscheidung der drei heimischen Arten nicht einfach.

Gefährdung und Schutz
Das Ausbringen von Holzschutzmitteln im Quartier und der Quartierverlust wirken sich negativ auf das Braune Langohr aus. Alte, höhlenreiche Bäume sind in unserer Kulturlandschaft Mangelware, zahlreiche Dachböden wurden in den letzten Jahren verschlossen.

Obwohl das Braune Langohr in Europa noch häufig anzutreffen ist, muss sein Bestand kritisch beobachtet werden. Die Rote Liste Österreichs (2005) hat das Braune Langohr als „nicht gefährdet“ eingestuft. Geschützt ist er aber durch die Berner Konvention Anhang II, durch die Bonner Konvention Anhang II und die FFH-Richtlinie Anhang IV.

Literaturhinweise
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2005). Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Grüne Reihe Band 14/1. Wien, Verlag: Böhlau

Stüber E., Lindner R., Jerabek M. (2014). Die Säugetiere Salzburgs (Salzburger Natur-Monographien- Band2), Salzburg: Verlag Haus der Natur

Spitzenberger, F. (2001). Die Säugetierfauna Österreichs (Grüne Reihe Band 13). Graz: Verlag austria medien Service GmbH

Dietz, C., Helversen, O. & Nill, D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. Biologie, Kennzeichen, Gefährdung. Kosmos, Stuttgart, 399 pp.

Meschede, A.& Rudolph, B.-U. (2004): Fledermäuse in Bayern. Ulmer, Stuttgart, 411 pp.

Weiterführendes
Einen tollen Fledermausbastelbogen zum „Braunen Langohr“ gibt es unter https://naturschutzbund-ooe.at/kinder-entdecken-die-natur.html

Sämtliche Inhalte (Fotos ausschließlich mit Copyright) dürfen für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Wir freuen uns über ein Belegexemplar!

 

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