2012: Echte Lungenflechte

(Lobaria pulmonaria)

Die Echte Lungenflechte ist eine der auffälligsten, zugleich aber auch eine unserer seltensten Flechtenarten. In Mitteleuropa hat sie sich seit der Industriealisierung fast vollständig in die Gebirge zurückgezogen, wo sie in den Bergwäldern an den Stämmen alter Laubbäume hin und wieder anzutreffen ist.

Echte Lungenfelchte © Josef Limberger
Früher wurde Lobaria pulmonaria als Heilmittel bei Lungenkrankheiten verwendet. Wie etliche andere Flechten auch (etwa die bekanntere, auch jetzt noch in der Pharmazie eingesetzte Island-Flechte) enthält die Lungenflechte zahlreiche Inhaltsstoffe, die möglicherweise antibakteriell oder schleimlösend wirken. Wohl auch wegen der geringen Verfügbarkeit wird sie heute nur noch in der Homöopathie eingesetzt. Sie wird in Österreich als gefährdet eingestuft. Verantwortlich dafür ist  neben der Luftverschmutzung vor allem auch die Umwandlung alter Laubmischwälder in Fichtenmonokulturen.
 
Verbreitung
Die Art ist weltweit verbreitet mit einem Schwerpunkt in den Gebirgen der Nordhemisphäre (vor allem in Europa und Nordamerika). Lobaria pulmonaria ist die namengebende Charakterart des Verbandes Lobarion pulmonariae (Lungenflechten-Gesellschaften) der durch hohe Niederschlagssummen geprägten Bergwälder, in denen sie zusammen mit anderen Flechten und Moosen die Stämme von alten Buchen, Bergahornen und anderen Laubbäumen bedeckt. Dabei ist sie, wenn nur die Luftreinheit und die Niederschlagsmengen stimmen, nicht wählerisch bezüglich der Temperatur: In Europa kommt sie von den Gebirgen Siziliens bis in den hohen Norden Skandinaviens vor.
 
Gefährdung
Die Lungenflechte ist ausgesprochen anfällig gegenüber Luftverunreinigungen, wobei offenbar schon Einzelereignisse ganze Bestände vernichten oder zumindest stark schädigen können. In den Roten Listen gefährdeter Flechten wird sie in Deutschland als "vom Aussterben bedroht", in Österreich als "gefährdet" und in der Schweiz (wo sie das Titelblatt der Roten Liste ziert) als "verletzlich (vulnerable)" geführt. Trotz der hohen Verantwortung Europas für den Erhalt der Art ist sie in keinem der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union verzeichnet. Zur Gefährdung der Art trugen oder tragen neben der (nun glücklicherweise zurückgehenden) Luftverschmutzung die Umwandlung alter Laubmischwälder in Fichtenmonokulturen, Eingriffe in den Wasserhaushalt der Bergtäler sowie nicht zuletzt das früher verbreitete Absammeln der leicht zu findenden Flechtenlager bei.
 
Text von Wolfgang von Brackel
 
  Pressefoto: © Josef Limberger

 

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