Der Naturschutzbund feiert sein 111-Jahre-Jubiläum

Mehr Mittel für Ankauf und Pflege sowie eine Naturschutzabgabe gefordert.

Der Naturschutzbund Steiermark betreut mehr als 400 ha Naturschutzflächen, von denen 260 ha in seinem Eigentum stehen. Derzeit werden Verhandlungen über weitere 139 ha geführt, die den für den Erhalt der Artenvielfalt überlebenswichtigen Biotopverbund weiter anwachsen lassen. Anlässlich des großen Jubiläumsfests zu seinem 111-jährigen Bestehen am 15. Juni und anlässlich 25 Jahre Naturschutzprojekt „Mein Quadratmeter Raabtal“ lud der Naturschutzbund Steiermark daher zu einer Pressekonferenz nach Hohenbrugg an der Raab, um gemeinsam mit LTAbg. Cornelia Schweiner (in Vertretung von Umweltlandesrätin Ursula Lackner) sowie Proponent*innen des Naturschutzbundes und der Region diese einzigartige steirische Naturschutz-Erfolgsgeschichte zu feiern. Gleichzeitig wurde ein Maßnahmenkatalog zur Unterstützung des Flächenankaufs und der Biotoppflege vorgestellt.

T. Wrbka, R. Ull, C. Schweiner, J. Gepp, O. Tiefenbach & J. Winkelmaier © ÖNB Stmk

Johannes Gepp: Wir müssen auf allen Ebenen naturschutzwirksam handeln!
Die 777 vom Naturschutzbund betreuten steirischen Grundstücke mit insgesamt mehr als 400 ha wertvoller Naturflächen wie Blumenwiesen, Moore, Hecken, Auenwälder etc. sind vom Ennstal bis zur Grenzmur zu finden. Etliche davon haben nicht nur naturschutzfachliche Bedeutung, sondern sind aufgrund ihrer Ausdehnung sogar landschaftsprägend. Um in Österreich Arten zu schützen und Lebensräume zu sichern, ist Naturfreikauf und die naturschutzfachliche Pflege der freigekauften Flächen eine der wichtigsten Maßnahmen. Deshalb hat der Naturschutzbund einen Forderungskatalog erstellt, der mehr öffentliche Förderungen für naturschutzorientierte Flächenankäufe und deren Pflege sowie die Anerkennung von Naturfreikauf als einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines österreichweiten Biotopverbunds vorsieht. Eine steuerliche Entlastung durch Wegfall der Grunderwerbs- und Grundsteuer, die österreichweite Einführung von zweckgebundenen Naturschutzabgaben, sowie die Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit sind weitere Maßnahmen, die den Naturfreikauf unterstützen sollen. „Viele reden über Naturschutz, aber erst wenn man als Besitzer*in langfristig und zu jeder Entscheidung berechtigt, Flächen bewahren oder pfleglich erhalten kann, ist Naturschutz, speziell Artenschutz, in allen Details umsetzbar. Mit der österreichweiten Aktion „Natur freikaufen" kann jede*r spenden. Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, die Arten- und Lebensraumvielfalt auch zukünftigen Generationen zu sichern“, appelliert Johannes Gepp, Präsident Naturschutzbund Steiermark, an naturschutzbewegte Österreicherinnen und Österreicher.

Hier geht’s zum Fachpapier „Naturfreikauf“ und zu den Naturschutzbund-Forderungen: https://naturschutzbund.at/files/projekte_aktionen/111%20Jahre/_zumThema_Naturfreikauf.pdf

Cornelia Schweiner: Mit dem Biotopverbund wollen wir Natur ermöglichen.
Die Anfang 2024 von Ursula Lackner, Landesrätin für Umwelt und Naturschutz, präsentierte Initiative „NaturVerbunden Steiermark“ ist ein breites Bündnis von Land Steiermark, Jägerschaft, Landwirtschaftskammer, Städte- und Gemeindebund sowie Naturschutzorganisationen. Dieser Biotopverbund verfolgt das Ziel, intakte, miteinander verbundene Lebensräume zu schaffen, betonte LTAbg. Cornelia Schweiner in ihrem Eröffnungsstatement: „Der Naturschutzbund ist für das Land Steiermark ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der Projekte zum Erhalt der Natur und der Stärkung der Biodiversität. Die vielen Projekte, die das Land Steiermark in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund auf den Weg gebracht hat – wie beispielsweise die Patenschaftsaktion für Baumnaturdenkmäler gemeinsam mit der Berg- und Naturwacht –, ergänzen die zahlreichen Initiativen, die Ursula Lackner mit ihrem Ressort setzt: 46 Prozent der Landesfläche stehen mittlerweile unter Schutz; mit dem von Ursula Lackner realisierten Wildnisgebiet im Norden des Landes hat die Steiermark nun sogar ein UNESCO-Weltnaturerbe, und im Süden sind wir mit dem Unteren Murtal Teil des weltweit einzigen 5-Länder-UNESCO-Biosphärenparks. Das Land unterstützt darüber hinaus den Naturschutzbund beim Ankauf von Flächen – und nicht zuletzt hat Ursula Lackner dafür gesorgt, dass die Landesförderung für den Naturschutzbund deutlich erhöht wurde. Ich danke dem Naturschutzbund und seinen aktiven Mitgliedern auch im Namen von Umweltlandesrätin Ursula Lackner für ihr Engagement und gratuliere herzlich zum ,eckigen‘ Jubiläum“, so Schweiner.

Thomas Wrbka: Naturfreikauf – eine Erfolgsgeschichte!
Im Laufe seiner 111-jährigen Geschichte konnte der Naturschutzbund bereits mehr als 2.200 schutzwürdige Lebensräume im Gesamtausmaß von 1.750 Hektar in seine Obhut nehmen. Schon das Geburtsjahr des Naturschutzbundes ist eng verknüpft mit einem Grundstückserwerb: 1913 kaufte der Verein Naturschutzpark, der Vorläuferverein des Naturschutzbundes, in den Hohen Tauern 11 km2 Grund im Stubachtal für einen „Alpenschutzpark“ an – aus ihm sollte später der Nationalpark Hohe Tauern entstehen. „Viele Biotopflächen des Naturschutzbundes sind einmalige Juwele unserer Natur- und Kulturlandschaft, die zu Überlebensinseln für gefährdete Tier- und Pflanzenarten wurden. Ihre laufende Erweiterung -  so konnten wir etwa kürzlich Schuttflächen am Dobratsch in Kärnten oder einen großflächigen Biberlebensraum in Burgenland ankaufen - und ihre Vernetzung zu Biotopverbünden sind weitere wichtige Schritte im Kampf gegen den Artenverlust. Diese Erfolgsgeschichte werden wir als Naturschutzbund gemeinsam mit unseren Unterstützer*innen auch in Zukunft fortsetzen “, zeigt sich Thomas Wrbka, Präsident des Naturschutzbundes Österreich überzeugt.

Oskar Tiefenbach: Die Renaturierung der Raab ist mein Herzensprojekt!
Oskar Tiefenbach, Naturschutzbund Regionalstellenleiter Feldbach, kämpft seit 1999 gemeinsam mit Kolleg*innen des Naturschutzbundes um die Raab. Als Biologielehrer war ihm klar, dass mit der fortschreitenden Regulierung und dem Verlust der Altarme auch die Artenvielfalt an der Raab verloren geht. Mit Auktionen, Fotoausstellungen und Benefizkonzerten begann er, Geld für den Rückkauf von landwirtschaftlichen Flächen zu sammeln. In den letzten 25 Jahren sind mehr als 300.000 Euro zusammengekommen.

„Viele Mäander wurden vom Fluss abgetrennt und zugeschüttet, um sie landwirtschaftlich zu nutzen, einige wurden sogar zu Mülldeponien. Der Ankauf der Flächen war nicht einfach, aber die große Artenvielfalt, die sich wieder an der Raab angesiedelt hat, zeigt, dass sich die Arbeit und der Einsatz lohnen. Neben Neuntötern finden wir auch wieder Zwergdommeln an der Raab“, freut sich Oskar Tiefenbach, der weitermachen möchte, so lange er kann.

Denn neben der Wiederaufforstung von mehr als zwei Hektar des Auwalds stehen heute entlang der Raab 1.000 Meter neu gepflanzte Hecken und Steinwände als Lebensraum für Vögel, sowie 19 Hektar Wiesen. Seine Bemühungen und Erfolge wurden im letzten Jahr zudem mit dem Silberdistel-Preis ausgezeichnet.

Johann Winkelmaier: Wir sind stolz auf unser Naturjuwel an der Raab
Johann Winkelmaier, Bürgermeister der Stadtgemeinde Fehring, zu deren Gemeindegebiet auch das Naturschutzgebiet Hohenbrugg-Schiefer gehört, dankt Oskar Tiefenbach und dem Naturschutzbund für ihr langjähriges Engagement:

„Im Rahmen unserer Initiative „KLAR! Netzwerk Südost!“ erarbeiten wir bereits gemeinsam mit Nachbargemeinden Maßnahmen zur Klimawandelanpassung, u.a. auch zur Biodiversität.  Daher ist es ein Glücksfall und wir sind stolz, ein Naturjuwel wie Hohenbrugg-Schiefer in unserer Gemeinde zu haben.“

Natur-Freikauf: Spenden von Naturschützer*innen, Firmenspenden und Mittel der öffentlichen Hand retten Natur.
Der Großteil der Flächen des Naturschutzbundes wurde durch Spendenmittel von Naturschützer*innen erworben, aber auch Firmenspenden und Mittel der öffentlichen Hand (Länder, Bund und EU) helfen dem Naturschutzbund, Naturraum zu sichern. Schließlich sind es auch großzügige Grundstücksschenkungen und Erbschaften, die unser „Naturerbe“ bereichern. Oft wollen Menschen ihre artenreichen Naturflächen in die Obhut des Naturschutzbundes übergeben, um sie über ihren Tod hinaus zu sichern. Die Naturschutzflächen werden nach naturschutzfachlichen Programmen durch Ehrenamtliche oder über Pflegeverträge bewirtschaftet und optimiert.

Seit 111 Jahren gibt der Naturschutzbund der Natur eine Stimme. Anlässlich seines Jubiläums stellt er neun brennende Themen in den Fokus, die das breite Spektrum seiner Arbeit als Anwalt der Natur widerspiegeln. Einen grünen Bogen spannt Österreichs älteste Naturschutzorganisation dabei von Schutzgebieten über Nature-Restauration und Natur im Siedlungsraum bis hin zum Naturfreikauf. Bei neun Events in allen Bundesländern spielen diese neun Fachthemen von aktueller Relevanz die Hauptrolle.

Gemeinsam schützen wir Natur und gemeinsam feiern wir 111 Jahre Naturschutzbund!

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