Im Rahmen einer offenen Reihe wird der Naturschutzbund Salzburg immer wieder hervorragende und oft vielfältig preisgekrönte Dokumentarfilme zu Themen wie Gemeinwohl, Artenschutz, Naturschutz, Bodenschutz, Klimaschutz, Umweltschutz, fairer Handel, Regionalentwicklung oder dem Biolandbau und verwandten Themen vorstellen.
Inhalt:
THE TRUE COST
Ein Film von Andrew Morgan aus den USA im Jahr 2015.
Der Wahre Preis Unserer Kleidung
„The True Cost“ ist eine Geschichte über Mode und ihren wahren Preis. Über eine Milliardenindustrie, die jeden Style als immer neue Offenbarung inszeniert, an der wir teilhaben dürfen – vorausgesetzt, wir kaufen. Doch diese Geschichte beginnt nicht auf den Laufstegen, sondern in den Textilfabriken Bangladeschs, Indiens und Chinas.
»Die Modeindustrie muss einfach mal zur Besinnung kommen. Sie muss innehalten und schauen, wie sie ursprünglich mal angelegt war. Sie muss sich selbst hinterfragen.«
Stella McCartney, Designerin
Fast Fashion – eine Milliardenindustrie
Brandneue Trends rund um die Uhr, direkt von der Straße in die Fabriken und in die Stores. Das Konzept nennt sich „Fast Fashion“, eine Strategie für maximale Gewinne und ein Euphemismus für radikale Menschenverachtung.
»Das wirklich Beeindruckende an unserer Kleidung ist doch, dass sie einer der wenigen Dinge ist, die uns alle miteinander verbindet. Ich meine, wir müssen alle morgens aufstehen, uns anziehen und etwas essen. Das sind die beiden Dinge, die uns mit so vielen Menschen und so vielen Orten auf der ganzen Welt verbinden.«
Andrew Morgan, Regisseur von „The True Cost“
Ein Schicksal von Millionen
Shima ist eine von etwa vier Millionen Textilarbeiterinnen in Bangladesch. Der Film begleitet die Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die nur einmal im Jahr kurze Zeit bei ihr sein kann, weil Shima arbeiten muss, sechs Tage in der Woche, für knapp zwei Dollar täglich. Das reicht für gerade einmal zwei Liter Milch. Doch wie so vielen Menschen in Asien bleibt Shima keine Wahl.
»Viele Textilarbeiter sterben bei den Unfällen, die immer wieder passieren, wie bei dem Einsturz von Rana Plaza, wo sehr sehr viele Menschen ums Leben gekommen sind. Das ist für uns immer noch sehr schmerzhaft.«
Shima Akhter, Näherin aus Dhaka
Opfer von Preisdruck und Ignoranz
Der Einsturz von Rana Plaza im April 2013 ist das größte Unglück in der Geschichte der Textilindustrie. 1.134 Menschen, vor allem Frauen, sterben unter den Trümmern des Fabrikgebäudes. Fast 2.000 werden so schwer verletzt, dass ihnen Arme und Beine amputiert werden müssen. Die Katastrophe hat sich angekündigt, selbst manche Fabrikbesitzer haben davor gewarnt.
»Diese tausend armen Seelen haben ihr Leben verloren, weil sich keiner um sie gekümmert hat. es geht doch allen nur um den niedrigsten Preis für beste Qualität. So sollte das nicht sein. Jeder trägt Verantwortung für diese Menschen. So ist das. Und so etwas wird wahrscheinlich wieder passieren. Sorry, aber es ist eben nicht einfach nur der Preisdruck, das ist die pure Ignoranz gegenüber dem Leben anderer Menschen. Das kann nicht sein, das ist nicht richtig. Wir leben im 21. Jahrhundert, das ist eine globale Welt, und wir ignorieren einfach das Leben anderer Menschen? Wie kann das sein?«
Arif Jebtik, Textilproduzent
Armut, Krankheit und Tod
„The True Cost“ ist nicht nur ein Film über die Profitgier. Er zeigt die weltweiten Umweltschäden einer überhitzten Wirtschaft. Und es ist nicht nur die Natur, die stinkt. Es ist das System. Viele Flüsse in Asien sind von den Gerbstoffen der Lederproduktion so kontaminiert, das sich die Menschen verätzen, wenn sie damit in Berührung kommen. In Indien, dem größten Baumwollproduzenten, sind die Böden inzwischen so ausgelaugt und vergiftet, das trotz immer mehr Chemikalien kaum noch etwas wächst. Und in manchen Dörfern gebären die Frauen fast nur noch Kinder mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen.
Die Folgen treffen alle
Was verdanken wir der Modeindustrie, der „Fast Fashion“? Unsere Städte sind inzwischen gesichtslose Shoppingmeilen. Und unser hysterisches Gebaren, das macht der Film deutlich, ist vielleicht nicht Ursache für das Desaster, aber sicher ein Symptom. Wir sind alle Leidtragende, selbst wenn sich dieses Leid als Leidenschaft tarnt.
»Unsere Rolle ist es, zu konsumieren und den ganzen Kram zu kaufen, so als würden wir am Ende einer sehr langen Warenausgabe sitzen, wo wir das ganze Zeug in Empfang nehmen und einfach in unsere Leben schleppen, so als ob wir nicht verantwortlich wären für die Art, wie diese Produkte hergestellt wurden. Die Markenkonzerne haben das in uns verankert. Und das ist kein Zufall. Denn wenn ich es schaffe, dass du dich nur mit dir selbst beschäftigst, mit der Art, wie du aussiehst und was du hast und was du noch alles brauchen könntest, dann kann ich dir eine ganze Menge verkaufen.«
Andrew Morgan
Empathie und Verantwortung
Typisch amerikanisch fordert uns „The True Cost“ natürlich wieder einmal auf, unser Konsumverhalten zu hinterfragen. Nun ja. Doch die gründliche Recherche der Filmemacher zeigt, wer eigentlich die Verantwortung trägt. Es sind die Markenkonzerne und ihre Chefmanager, die Aktionäre und nicht zuletzt die Banken. Auch wenn dieser Film nicht ohne das Pathos des „Change!“ auskommt, so ist er dennoch sehenswert. Nicht zuletzt, weil er es schafft, uns für die Schicksale anderer Menschen zu interessieren, von denen wir nur gefühlt längst wissen.
»Es ist für uns wirklich harte Arbeit, diese Kleidung herzustellen, und ich glaube, die Menschen haben gar keine Ahnung davon, was sie da eigentlich anziehen. Sie kaufen die Sachen und machen sich keine Gedanken. Aber ich finde, an dieser Kleidung klebt unser Blut.«
Shima Akhter, Näherin aus Dhaka
Ganzen Film ansehen: hier bitte!