2021: Große Wiesenknopf

(Sanguisorba officinalis)

Seine Bestände sind rückläufig, sein Lebensraum bedroht: Mit der Wahl des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres macht der Naturschutzbund aufmerksam auf den artenreichen Lebensraum „extensiv genutztes Grünland“.

© Julian Denstorf
Beschreibung
Der Große Wiesenknopf ist eine ausdauernde krautige Pflanze und kann zwischen 30 und 120 cm hoch werden. Sein Stängel ist rund, gerillt und kahl, manchmal ist er an der Basis behaart. Die Laubblätter sind grundständig und wechselständig am Stängel angeordnet, sie sind gestielt und unpaarig gefiedert. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite blaugrün. Die aufrechten kopfigen Blütenstände enthalten etwa 20 bis 40 Blüten, die von oben nach unten hin aufblühen. Die Tragblätter sind lanzettlich und kürzer als die die Kelchblätter. Die Blüten sind zwittrigen. Die vier Kelchblätter sind dunkel rot-braun, purpur- bis rosafarben, rot oder weiß. Kronblätter fehlen. Die vier Staubblätter besitzen dünne Staubfäden, die halb bis gleich lang sind wie die Kelchblätter.
Die Blütezeit und Fruchtreife liegt zwischen Juli und November.

Verbreitung
Der Große Wiesenknopf ist in Europa und Asien verbreitet. Man findet ihn von der Atlantikküste bis nach Ostasien (Südchina). In Nordeuropa fehlt er fast gänzlich. Der Große Wiesenknopf tritt in der kollinen bis subalpinen Höhenstufe, in den Zentralalpen bis auf 2300 Meter auf.

Lebensraum
Der Große Wiesenknopf ist ein typischer Vertreter von Feucht-, Nass- und Moorwiesen sowie extensiv genutztem Grünland. Sein Lebensraum ist in den letzten 50 Jahren jedoch massiv weniger geworden. Dabei zählen diese Wiesen zu den artenreichsten Lebensräumen unserer Kulturlandschaft. Der Blüten- und Strukturreichtum des Grünlands, insbesondere der Feucht- und Nasswiesen, bietet nicht nur dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), sondern zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Lebensgrundlage. Darunter zum Beispiel dem Schlangen-Knöterich und der Kohl-Kratzdistel, dem Kiebitz und anderen Wiesenvögeln und seltenen Schmetterlingsarten.

© Josef Limberger

Zwei Schmetterlingsarten sind auf besondere Art und Weise von der Blume des Jahres abhängig:  der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Deren Weibchen legen ihre Eier ausschließlich  an noch nicht aufgeblühte Knospen des Blütenstandes des Großen Wiesenknopfs. Die Raupen fressen die Blütenköpfe der Futterpflanzen von innen her auf. Da die Eier einzeln an den Blumen abgelegt werden, braucht es viele Blumen für die Fortpflanzung der Schmetterlinge. Damit die kleinen blauen fliegenden Edelsteine auch in Zukunft über unsere Wiesen gaukeln können, braucht es den Großen Wiesenknopf.

Aufgrund der maschinell schwierig durchzuführenden Bewirtschaftung und des relativ geringen Ertrags wurde vielerorts die klassische Heugewinnung auf solchen Grünland-Standorten aufgegeben. Unter den heutigen Marktbedingungen sind sie unwirtschaftlich geworden. Stattdessen wurden viele dieser Wiesen trockengelegt, intensiv beweidet oder zu Äckern umgebrochen. Anderenorts wurde die Bewirtschaftung ganz aufgegeben. Schilf, Hochstauden und Gehölze traten an die Stellen der bunten Wiesenblumen.


Mit der Benennung des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres möchte der Naturschutzbund auf die komplexen Probleme der Intensivierung der Grünlandwirtschaft aufmerksam machen. Als Teil der traditionellen Kulturlandschaft sind diese Lebensräume zwar weitgehend menschengemacht, haben sich aber über Jahrtausende zu einem festen, artenreichen und schützenswerten Teil Mitteleuropas entwickelt. Lebensräume wie diese zeigen, welch hohe Verantwortung wir übernehmen, wenn wir die Landschaft um uns herum überformen.

Die Blume des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt. 2020 schließt er sich mit der Wahl des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis), wieder der Wahl der Loki-Schmidt-Stiftung in Deutschland an.

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