Die Blume des Jahres 2020 ist ein Multitalent und führt uns ein Jahr lang in die Welt der Moore, Sümpfe und Feuchtwiesen. Denn dort ist sie zu Hause. Fieberklee ist eine charakteristische Art der Übergangsmoore und bereitet als Frühbesiedler in Verlandungsgürteln anderen Pflanzenarten den Weg. Er ist als Sumpfpflanze nahezu perfekt an die Bedingungen in Mooren und Feuchtgebieten angepasst. Seine hohlen Stängel und Blattstiele dienen dem Auftrieb und der Durchlüftung am sauerstoffarmen Sumpfstandort. Ein hoher Gehalt an Gerbstoffen wirkt der Fäulnisbildung seiner Pflanzenteile entgegen.
Mit der Ernennung zur Blume des Jahres soll auf den dringend notwendigen Schutz dieser Ökosysteme aufmerksam gemacht und ihre Bedeutung für Mensch und Natur thematisiert werden. Denn nicht nur eine Vielzahl gefährdeter, hoch spezialisierter Arten fühlt sich hier wohl – auch das Klima wird in erheblichem Maße durch Moorlandschaften beeinflusst.
Beschreibung
Der Fieberklee gehört zur Familie der Fieberkleegewächse (Menyanthaceae) und ist in der Gattung Menyanthes die einzige Art (Menyanthes trifoliata). Er ist eine ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 30 cm. Am etwa fingerdicken und unterirdisch wachsenden Erdspross, dem Rhizom, entspringen die dreiteiligen Laubblätter. Die Rhizome tragen zur Ausbreitung der Pflanze bei, dienen der Speicherung von Nährstoffen und ermöglichen die Überwinterung, da nach der Blütezeit alle oberirischen Pflanzenteile allmählich absterben. Im Frühling entwickeln sich aus dem Rhizom wieder Blätter und Blüten. Dann wächst pro Pflanze auf einem blattlosen Schaft eine Blütentraube.
Die einzelnen Blüten der Traube öffnen sich von April bis Juni. Sie sind zwittrig, fünfzählig und anfangs häufig lebhaft rosa gefärbt. Später erscheinen die Blüten weiß. Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass die Blüten auffällig stark bewimpert, nahezu fransig sind. Dies hat nicht nur eine große Schauwirkung für Insekten und Menschen, sondern schützt den Nektar vor Regen und unerwünschten Gästen. Bestäubt wird die Pflanze schließlich von Hummeln – weswegen sie auch „Hummelblume“ genannt wird – aber auch von anderen Bienen. Zwischen Juni und Juli entwickelt sich pro Blüte eine Kapselfrucht, die mehrere glatte, braune, eiförmige Samen enthält. In erster Linie werden die Samen durch Wind verstreut. Sie breiten sich jedoch auch über das Wasser aus.
Verbreitung und Lebensraum
Natürlich verbreitet ist der Fieberklee auf der Nordhalbkugel – in Europa, Asien und Nordamerika. Vom Flachland bis in subalpine Höhenstufen wächst Menyanthes trifoliata in Mooren, typischerweise in Übergangsmooren, in Verlandungsbereichen von Flüssen und Gräben sowie auf Feuchtwiesen, wo er in Flachwasserbereiche vordringt und so zur Verlandung beiträgt. Fieberklee bevorzugt helle, feucht-nasse und vor allem eher nährstoffarme und saure Habitate.
Gefährdung
Der Fieberklee gilt in Österreich als „stark gefährdet“. Grund dafür ist der rapide Rückgang seiner verschiedenen Lebensräume in den vergangenen Jahrzehnten. Feuchtwiesen und Verlandungsbereiche von Flüssen und Gräben werden zur landwirtschaftlichen Nutzung trockengelegt, sowie durch den Eintrag von Stickstoff (als Dünger, aber auch aus der Atmosphäre) allmählich mit Nährstoffen angereichert (eutrophiert). Moore wurden bis Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts weitreichend durch Torfabbau, Entwässerung und anschließende Kultivierung zerstört und bis heute zum großen Teil nicht renaturiert. Unzähligen Tier- und Pflanzenarten, wie dem Fieberklee, wird somit die Lebensgrundlage entzogen. Aber auch das Klima wird in erheblichem Maße belastet – eine Bedrohung für alle Organismen auf der Erde.
Verwendung in der Medizin und Naturheilkunde
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts fand der Fieberklee als Bitterdroge Verwendung. Früh wurde erkannt: Die in den Laubblättern enthaltenen Bitterstoffe können die Speichel- und Magensaftsekretion fördern. Folglich wurde die Droge bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen sowie Völlegefühl und Blähungen eingesetzt. Zudem wurde der Pflanze lange eine fiebersenke Wirkung zugeschrieben. Diese wurde jedoch widerrufen. Noch heute wird Fieberklee in der Naturheilkunde als Tee und Tinktur vor allem bei Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Nervenerkrankungen eingesetzt.
Ein irreführender Name mit Geschichte
Die Herkunft des zweiteiligen Namens „Fieberklee“ ist auf zweierlei Dinge zurückzuführen. Zum einen wurde der Pflanze in der Vergangenheit eine fiebersenkende Wirkung zugeschrieben und zum anderen ähneln ihre Blätter denen des Klees. Mit der Zeit stellte sich jedoch heraus, dass die Pflanze weder zu der Familie der Schmetterlingsblütler gehört, in der Kleearten taxonomisch eingeordnet werden, noch Fieber senken kann. Der einprägsame Name ist dennoch geblieben. In der Literatur wird die Pflanze auch als Bitterklee (aufgrund der vielen Bitterstoffe), Dreiblatt oder Zottelblume geführt.
Die Blume des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt. 2020 schließt er sich mit der Wahl des Fieberklees (Menyanthes trifoliata) wieder der Wahl der Loki-Schmidt-Stiftung in Deutschland an.
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