2018: Langblättriger Ehrenpreis

(Veronica maritima)

© Alexander Jahn

Die Blume des Jahres 2018 steht für den Schutz eines der am stärksten bedrohten Ökosysteme: naturnahe Flussauen.
Wo der Langblättrige Ehrenpreis noch vorkommt, säumt er in einem blau-lila leuchtenden Band die sommerlichen Ufer unserer Flüsse. Dort lebt er zusammen mit unglaublich vielen anderen, hochspezialisierten Tier- und Pflanzenarten wie dem Braunkehlchen, der Rotbauchunke und dem Wiesen-Alant. Hier pulsiert das Leben. Doch der Mensch lässt den Auen immer weniger Raum. Rund Dreiviertel unseres österreichischen Auenbestandes ist bereits verschwunden, von den verbliebenen Auen sind nur noch etwa die Hälfte ökologisch intakt. Dabei sind Auen auch für den Hochwasserschutz und als CO2-Speicher von großer Bedeutung.

Deshalb hat sich der Naturschutzbund Österreich der Wahl der Loki Schmidt Stiftung in Deutschland angeschlossen und mit dem Langblättrigen Ehrenpreis eine seltene Auenpflanze zur Blume des Jahres 2018 auch für Österreich gekürt. Als sogenannte Stromtalpflanze findet seine Ausbreitung über das Wasser statt – das ist natürlich nur dort möglich, wo der Fluss nicht verbaut wurde und Raum hat, über die Ufer zu treten.

Die Blüten des Langblättrigen Ehrenpreises erfreuen sich bei zahlreichen Insekten großer Beliebtheit und dienen besonders in unserer blütenarmen Kulturlandschaft als wichtige Nahrungsquelle. Die mehrjährige Staude entwickelt sich mit ihren langen Blütenrispen zudem zu einem echten Hingucker – auch für Balkon und Garten. Wer sich selbst und auch den Insekten etwas Gutes tun möchte, ist mit dem Langblättrigen Ehrenpreis also bestens beraten.

Beschreibung
Das augenscheinlichste Merkmal des Langblättrigen Ehrenpreises ist die blau-lila Blüte, die sich dem Beobachter zwischen Juni und August in einer endständigen Traube entgegenstreckt. Oft kommen auch noch zwei bis drei kürzere Trauben in den Achseln der obersten Blätter hinzu. Die einzelnen Blüten öffnen sich zeitlich nacheinander von unten nach oben, sodass die noch geschlossenen oberen Blütenknospen der Traube eine grünliche Spitze verleihen. Bei gutem Wetter können zahlreiche Bienen, Hummeln und Schwebfliegen beim Nektar sammeln und Bestäuben der Blüten beobachtet werden, weshalb der Langblättrige Ehrenpreis als hübsche Zierstaude auch jedem insektenfreundlichen Garten- und Balkonbesitzer zu empfehlen ist.

Veronica maritima ist eine ausdauernde Staude und erreicht je nach Standort eine Höhe von 50-120 cm.Der Stängel ist nur im Bereich des Blütenstandes spärlich verzweigt und im oberen Bereich dicht mit meist gekräuselten, abwärts gerichteten, drüsenlosen Haaren bedeckt, die man am besten mit einer Lupe erkennt. Im unteren Bereich ist der Stängel kahl. Die am Rand scharf und spitz qezähnten Blätter haben eine schmal-Ianzettliche Form und sitzen an kurzen Stielen meist gegenständig am Stängel, selten auch 3-4 quirlständig. Der Blattgrund ist abgerundet oder keilig, selten herzförmig. Die Verbreitung der Samen geschieht durch die sogenannte Stoß- bzw. Schüttelausbreitung, das heißt durch die Berührung eines Tieres oder eine kräftige Windböe werden die Samen aus den Fruchtständen geschüttelt. Als Stromtalpflanze erfolgt die Ausbreitung über weitere Strecken typischerweise durch das Flusswasser.

Standort
Der Langblättrige Ehrenpreis wächst bevorzugt in feuchten bis wechselnassen, zeitweilig auch überfluteten Staudenfluren und lichten Röhrichten, zum Beispiel an den Rändern von Bächen, Flüssen und Gräben, in lichten Auenwäldern und an deren Rändern.

Gefährdung
Veronica maritima kommt in Österreich in den niedrigeren Lagen vor. Man findet sie vor allem im pannonischen Gebiet, in Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark. Sehr selten trifft man auch in Salzburg und Wien auf sie.  Veronica maritima ist in Österreich stark gefährdet.

Wie so häufig hängt die Gefährdung einer einzelnen Art mit der Gefährdung des ganzen Lebensraums zusammen. Feuchte Hochstaudenfluren sind durch den Ausbau und die Vertiefung von Fließgewässern gefährdet, da der Uferbereich durch diese Maßnahme in der Regel entwässert wird. Auch durch Gewässerverschmutzung, Nährstoffeintrag, Eindeichung und Habitatfragmentierung, Düngung und Chemikalieneinsatz in der Landwirtschaft, die Veränderung der Wasserabflussmenge durch den Menschen und die Ausbreitung invasiver nicht einheimischer Arten beeinträchtigen die Hochstaudenfluren.

Verwendung als Gartenpflanze
Der Langblättrige Ehrenpreis eignet sich hervorragend als Staude für Garten und Balkon, ebenso wie die verwandte Art Ähriger Ehrenpreis (Veronica spicata), die trockenere Standorte bevorzugt. Das Potenzial, das in der Schönheit des Ehrenpreises steckt, wurde schon früh erkannt und zur Züchtung verschiedenster Sorten genutzt. Die weißblühende "Schneeriesin" wurde beispielsweise 1956 von Karl Foerster gezüchtet. Auch wer den Insekten etwas Gutes tun möchte, ist mit Veronlca maritima gut beraten, denn sie ist eine sehr gute Bienenweide und dient auch im Garten vielen Insektenarten als Nahrungsquelle.

Die Blume des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt. 2018 schließt er sich mit der Wahl des Langblättrigen Ehrenpreises (Veronica maritima) wieder der Wahl der Loki-Schmidt-Stiftung in Deutschland an.

 

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