Das gewohnte Bild des rotgetupften Getreidefeldes, das ein Jeder vor seinem inneren Auge sieht, wenn er an eine Ackerkultur denkt, ist in der Realität in den letzten Jahren rar geworden. Um auf das fortwährende Verschwinden vieler Ackerwildkräuter aufmerksam zu machen, hat der Naturschutzbund nun den Klatschmohn zur „Blume des Jahres 2017“ für Österreich ernannt. Der Naturschutzbund setzt sich darüber hinaus intensiv für die Förderung der bunt blühenden Artenvielfalt ein. So dient der Klatschmohn als Schirmart für alle anderen, oft stark bedrohten Ackerwildkräuter.
Durch den Rückgang der Wildpflanzen in den Äckern verliert unsere Kulturlandschaft nicht nur optisch an Reiz. Durch die verringerte Vielfalt sind auch Bestäuber wie Schmetterlinge, Hummeln und Bienen bedroht.
Verbreitung
Inzwischen ist der Klatschmohn weltweit verbreitet, das war aber nicht immer so. Er kam, zusammen mit dem Getreide, in der Jungsteinzeit zwischen 4500-3000 v. Chr. in Folge des beginnenden Ackerbaus aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Inzwischen ist er in ganz Österreich bis in Höhen von 1.000 m verbreitet.
Lebensraum
Der Klatschmohn ist eine anspruchslose Pflanze, die am liebsten auf lehmig-kalkigen Böden mit guter Wasserversorgung gedeiht. Er ist der perfekte Getreidebegleiter, denn sein Lebensrhythmus passt besonders gut zu unseren typischen Getreidearten. Er ist ein Lichtkeimer, das bedeutet, dass er besonders viel Licht für die Keimung benötigt. Doch die hochmoderne Landwirtschaft macht ihm inzwischen einen Strich durch die Rechnung, denn die Saatgutreinigung ist mittlerweile so gründlich, dass sie selbst die kleinen schwarzen und kugeligen Samen herausfiltern kann. Auch der Einsatz von Pestiziden seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts macht die Äcker „rein“.
Bestimmungsmerkmale und Verwechslungsgefahr
Der Klatschmohn ist eine zweijährige, seltener einjährige Halbrosettenpflanze. Sie besitzt tiefrote, duftlose Kronenblätter die radiärsymmetrisch in einer doppelten Blütenhülle an der Knospe „zusammengeknautscht“ sind. Die Kronenblätter besitzen einen meist weiß umrandeten schwarzen Fleck im Zentrum der Blüte, dort finden sich auch unzählige Staubblätter und eine kurze kegelförmige Nabenscheibe. Die einzeln stehenden Blüten sind echte Sommerboten und blühen von Mai bis Juli. Die Wuchshöhe beträgt bis zu 90 cm. Der Stängel ist dünn und behaart, die Blätter sind doppelt gefiedert. Eine Verwechslungsgefahr mit dem weißblütigen Alpenmohn (Papaver alpinum), der ausschließlich in den Hochlagen der Allgäuer und Berchtesgadener Alpen vorkommt, besteht nicht. Alle anderen heimischen Mohnarten sehen dem Klatschmohn aber sehr ähnlich.
Heilmittel
Beim Anritzen der unreifen Samenkapsel oder auch beim Abbrechen des Stängels tritt weißer, klebriger Milchsaft aus. Alle Teile der Pflanze sind aufgrund von Alkaloiden, besonders Rhoeadin, leicht giftig. Der Alkaloidgehalt in der Pflanze ist aber gering. Die Wirkung bei der Einnahme ist beruhigend und schleimlösend, doch sollte man ihn nur in kleinen Mengen anwenden. Zum Teil werden getrocknete Blätter auch in Teezubereitungen gegeben. Im Klatschmohn ist kein Morphium enthalten, anders ist es bei seinem nahen Verwandten dem Schlafmohn (Papaver somniferum), aus dessen Milchsaft man Opium (ein Rohstoff zur Herstellung von Heroin) gewinnen kann. Auch im handelsüblichen Kulturmohn, wie er im Waldviertel zur Öl- und Mohnsamengewinnung angebaut wird, sind kaum Alkaloide enthalten. Um bei einer Verkehrskontrolle als möglicher Drogenkonsument deklariert zu werden, müsste man schon eine riesige Menge an Mohngebäck verdrücken.
Gefährdung
Da er relativ anspruchslos ist, gilt der Klatschmohn als Überlebenskünstler. Er wird durch die Methoden der modernen Landwirtschaft immer weiter aus den Getreidefeldern verdrängt, so dass er inzwischen Wegränder, Brachen, Schuttflächen und Gärten als Ausweichflächen benutzt. In Österreich ist er aktuell nicht gefährdet.
Text: Loki-Schmidt-Stiftung und | naturschutzbund | Österreich