Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist vorwiegend in den Alpen zuhause und trägt seinen klingenden Namen aufgrund seiner weich behaarten und dicht gedrängten Blütenkörbe, die an eine Katzenpfote erinnern. Mit der Wahl des Gewöhnlichen Katzenpfötchens zur Pflanze des Jahres 2025 will auf ihre Besonderheit und Schützenswürdigkeit hingewiesen werden. Die außergewöhnliche Art ist in den Alpen (noch) ungefährdet, in der Böhmischen Masse und im südöstlichen Vorland jedoch bereits stark gefährdet. Im Pannonikum kommt es nur noch extrem selten vor und ist akut vom Aussterben bedroht, im nördlichen Alpenvorland ist Antennaria dioica vermutlich bereits ausgestorben.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist ein niedrig wachsender Vertreter aus der Familie der Korbblütler, Asteraceae. Es ist nahe mit dem Alpen-Edelweiß, Leontopodium alpinum, verwandt und teilt sich mit diesem seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen sowie seine filzige Behaarung. Ihre weich behaarten und dicht gedrängten Blütenkörbe, die an Katzenpfoten erinnern, sind für die beiden Arten namensgebend. (Abb.1)
In Österreich gibt es noch einen zweiten Vertreter dieser Gattung, nämlich das Karpaten-Katzenpfötchen, Antennaria carpatica. Es wächst ebenfalls in den Alpen und hat ebensolche charakteristische Blüten. Näher Verwandt mit den Katzenpfötchen sind auch die Ruhrkräuter, Gnaphalium spec., von denen es in Österreich mehrere Arten gibt, sowie Arten, die als beliebte Trockenblumen verwendet werden. Die Blütenkörbe behalten bei diesen auch nach der Trocknung Farbe und Form und dienen gerne als Wohnungsschmuck, beispielsweise jene der Strohblumen, Helichrysum. Die in Österreich heimische Sand-Strohblume, Helichrysum arenarium, sollte jedoch nicht für Ziersträuße verwendet werden, denn sie ist stark gefährdet und wächst hierzulande nur noch in wenigen pannonischen Sandsteppen.
Beschreibung und Ökologie
Das Gewöhnliche Katzenpfötchen ist ein immergrüner Chamaephyt, was bedeutet, dass die Erneuerungsknospen im Winter unter der Schneedecke liegen und somit vor dem Frost geschützt sind. Die Art wird nur bis zu etwa 20 cm hoch und bildet viele kurze Ausläufer. Im ersten Jahr entwickelt sich eine Grundblattrosette aus spatelförmigen Blättern, die nur wenige Zentimeter lang werden und dicht gedrängt auf der Bodenoberfläche liegen. Erst im zweiten Jahr bilden sich aus den Rosetten Blühtriebe mit deutlich schmäleren Blättern, die aufrecht vom Stängel abstehen. Die Blätter sind auf der unteren Seite weißfilzig behaart, auf der oberen Seite werden sie mit der Zeit immer kahler. Die filzige Behaarung dient als Transpirationsschutz, den viele Pflanzen trockener Standorte ausbilden.
Zwischen Mai und Juli erscheinen die Blüten des Gewöhnlichen Katzenpfötchens und man erkennt dann auch, woher der zweite Teil des wissenschaftlichen Artnamens „dioica“ rührt. Dieser lässt sich mit „zweihäusig“ übersetzen und bedeutet, dass sich männliche (Abb. 4) und weibliche Blüten auf verschiedenen Individuen befinden. Weibliche Blütenkörbe haben meist kräftig rosa bis purpurrote Hüllblattspitzen, die männlichen sind hingegen blasser bis weiß gefärbt. Die Zweihäusigkeit ist beim Gewöhnlichen Katzenpfötchen allerdings unvollständig, da die männlichen Blüten neben den Staubblättern zusätzlich einen Fruchtknoten aufweisen. Dieser Fruchtknoten charakterisiert eigentlich weibliche Blüten, ist bei den männlichen Exemplaren jedoch steril und kann somit keine keimfähigen Samen ausbilden.
Bei den männlichen Blüten ist – wie bei fast allen Korbblütlern – ein interessanter Mechanismus zu beobachten: Die Staubfäden reagieren auf Berührungsreize. Nach einer Berührung beginnen sich die Staubfäden zu krümmen, wodurch die Staubblattröhre nach unten mitgezogen wird. Dadurch werden die Pollenkörner freigelegt und können in Folge auf den Bestäuber übertragen werden. Bestäubt wird das Gewöhnliche Katzenpfötchen in der Regel von Schmetterlingen, die die Pollen auf weibliche Blüten übertragen. Nach der Befruchtung reifen Achänenfrüchte heran, die an der Spitze fallschirmartige Haare ausbilden und damit – wie beim Löwenzahn – über den Wind ausgebreitet werden können.
Verbreitung und Lebensraum
Das Gewöhnlichen Katzenpfötchen ist in Österreich heimisch, wobei seine Gefährdungsgrade in den einzelnen Naturräumen laut der aktuellen Roten Liste (Schratt-Ehrendorfer et al. 2022) höchst unterschiedlich eingestuft werden: Während Antennaria dioica in den Alpen (noch) als ungefährdet gilt, wird die Art in der Böhmischen Masse und im südöstlichen Vorland bereits als stark gefährdet eingestuft. Im Pannonikum kommt das Katzenpfötchen nur noch extrem selten vor und ist akut vom Aussterben bedroht. Sogar noch schlechter steht es um die Art im nördlichen Alpenvorland, denn dort ist sie vermutlich schon ausgestorben.
Grundsätzlich kommt Antennaria dioica von den Tieflagen der „collinen Höhenstufe“ bis in die Hochlagen der „alpinen Höhenstufe“ vor, ist aber in den höheren Lagen häufiger. Auch wenn sie im Alpenraum weit verbreitet ist, kann man nicht direkt auf die Individuenzahl schließen. Da das Gewöhnliche Katzenpfötchen als sogenannter „Säurezeiger“ kalkreiche Böden meidet und zudem stickstoffärmste – also nährstoffärmste – Böden benötigt, ist die Auswahl passender Lebensräumen deutlich eingeschränkt. Auch liebt die Pflanze mäßig trockene Böden, wie sie im Alpenraum vor allem in steinigen Magerweiden über kalkarmem Gestein zu finden sind. In den tiefen Lagen Ostösterreichs besiedelt sie auch gerne Ginster-Besenheide-Gesellschaften. Aufgrund der Vorliebe für sauren Gesteinsuntergrund möchte man annehmen, dass die Art nur in den Zentral- und Zwischenalpen vorkommt und die nördlichen bzw. südlichen Kalkalpen komplett meidet. Dies ist jedoch nicht der Fall, da auch in den Kalkalpen versauerte und rohhumusreiche Böden vorhanden sind, die von Antennaria dioica besiedelt werden können. Für das Gewöhnliche Katzenpfötchen darf die Beweidung auf den Almen allerdings nicht zu stark sein, da es kaum Nährstoffeintrag duldet. Meist besiedelt es dort wenig bewachsene Feinschutt- und Grusflächen oder bildet auf größeren Steinen die typischen mattenartigen Bestände aus. Global gesehen handelt es sich bei Antennaria dioica um eine Art der gemäßigten Zone Eurasiens, die in den wärmeren Gefilden des Südens in die höheren Lagen der Gebirge ausweicht.
Gefahren für das Gewöhnliche Katzenpfötchen
Gerade in den Tieflagen stellt die Aufdüngung von Magerweiden, aber auch der Eintrag von Luft-stickstoff in den Boden, eine große Gefahr für die Populationen des Gewöhnlichen Katzenpfötchens dar. Auch die „Entsteinung“ sogenannter Buckelweiden – das sind Weiden auf unebenem Gelände mit vielen größeren Steinen oder Felsblöcken – führt zum Verlust passender Lebensräume. Durch die Planierung von Magerweiden und die einhergehende Umwandlung in Mähwiesen gehen passende Mikrohabitate für das Gewöhnliche Katzenpfötchen verloren. Der stärkere Nutzungsdruck ist in erster Linie in den Tieflagen gegeben, wodurch die Art auch in den Alpen überall massiv zurückgegangen ist.
Text: Georg Pflugbeil
Ernenner: Naturschutzbund gemeinsam mit Flora Austria, Verein zur Erforschung der Flora Österreichs
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