Vogelfütterung im Winter: Wintergäste am Futterhäuschen

Trotz der harten Winterzeit, in der das Nahrungsangebot sehr gering ist und die Kälte den kleinen Flugakrobaten einiges abverlangt, bleiben viele heimische Vögel zuhause und machen sich nicht auf den Weg in den Süden. Vor allem Körnerfresser, die nicht auf Insekten und Würmer angewiesen sind, bleiben das ganze Jahr über bei uns. Eine bunte Schar aus hungrigen Meisen, Amseln, Haussperlingen und Finken, die auf der Suche nach Futter die Gärten durch- stöbern, lässt sich nun beobachten. Schon seit jeher werden deshalb Futterhäuser im Garten aufgestellt. Die davon angelockten Gartenbesucher bringen Leben in die stillen Gärten und sorgen für gute Unterhaltung beim Beobachten durchs Fenster.

Doch wie wichtig ist eigentlich das Füttern im Winter?

Bei der Frage, wie wichtig das zusätzliche Futterangebot im Winter für Vögel ist, gehen die Meinungen auseinander. Die Einen sagen, dass eine ausschließliche Fütterung bei Frosttagen und geschlossener Schneedecke völlig ausreichend ist. Die Anderen hingegen finden eine ganzjährige Fütterung als sinnvoll und notwendig. Prof. Dr. Peter Berthold, einer der führenden Ornithologen Deutschlands, hat sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und kommt nach jahrzehntelanger Forschung zu einem klaren Ergebnis.

© Sylvia Marchart
Demnach sind Futterhäuschen eine sehr wichtige Hilfe für heimische Vögel um zu überleben und zwar nicht nur im Winter. Da der Energieverbrauch im Winter sehr hoch ist, kann ein zusätzliches Nahrungsangebot lebensrettend für die Vögel sein. Im Sommer macht den kleinen Flugkünstlern zwar nicht die Kälte zu schaffen, aber durch das verstärkte Zurückdrängen natürlicher Lebensräume, ist das Futterangebot nicht mehr vergleichbar mit dem von früher. Der Insektenbestand beispielsweise ist in den letzten Jahrzehnten um 75% zurückgegangen. Die Forschungen haben auch ergeben, dass in der Zeit, in der die Jungen aufgezogen werden, die Futterhäuschen nur in Notzeiten aufgesucht werden, da der Instinkt, natürliches Futter an die Jungvögel zu verfüttern, stark ist. Das Argument, dass eine hohe Ansteckungsgefahr am Futterhäuschen besteht, konnte Prof. Dr. Berthold ebenfalls nicht bestätigen. Durch die hohe Körpertemperatur der Vögel, die bei 43 bis 44 °C liegt, haben ansteckende Keime nur ein geringes Etablierungspotential.

 

Grundsätzlich ist die Erhaltung ihres natürlichen Lebensraumes die beste Methode, um unsere heimischen Vögel zu schützen

Wer Gartenvögel schützen und auf natürliche Weise füttern möchte, kann seinen Garten naturnah gestalten. Heimische, beerentragende Gehölze, wie Berberitze, Holunder, Liguster, Himbeere, Eberesche, Faulbaum, Roter Hartriegel, Heckenrose, Pfaffenhütchen, Traubenkirsche, Wolliger und Gemeiner Schneeball, Kornelkirsche, Schlehe und Weißdorn stellen für die Vögel über das Jahr verteilt eine wichtige Nahrungsquelle dar. Ebenso wichtig sind aber auch die Samen von Sommerblumen, Gräsern und Wildkräutern. Besonders beliebt bei Körnerfressern sind deshalb Sämereien von Sonnenblumen, Mohn, Beifuß, Ringelblumen, Marien- und Eselsdisteln, Wegwarten, Nachtkerzen und Karden.

Neben dem Gestalten des Gartens mit heimischen Pflanzen kann noch mit vielen Kleinigkeiten den gefiederten Gartenbesuchern das Leben im Winter leichter gemacht werden. Indem Herbstlaub liegen bleibt und der Garten erst im Frühjahr „aufgeräumt“ wird, bleiben weitere Nahrungsquellen erhalten, da sich viele Insekten in hohlen Pflanzenstängeln verstecken und Regenwürmer unter dem Laub zu finden sind. Auch in Komposthaufen, die im Winter lange nicht zufrieren, finden Vögel unzählige Kleintiere vor. Durch die Gestaltung eines naturnahen Gartens, können nicht nur die Vögel geschützt, sondern auch die heimische Artenvielfalt erhalten werden.

Welcher Vogel braucht welches Futter?

© Erika Schmidhuber
Körnerfresser
Zu den Körnerfressern zählen Haussperlinge, Spechte, Meisen, Finken, Kleiber, Gimpel, Grünlinge, Ammern und Wildtauben. Mit Hilfe ihrer kräftigen Schnäbel können sie harte Körner leicht öffnen. Sie fressen bevorzugt: Sonnenblumenkerne, Weizen-, Hafer-, Hirse- Hanfsamen, verschiedene Nüsse, wie Haselnüsse, Erdnüsse und Walnüsse, aber auch Mohn und Kürbiskerne. Im Fachhandel sind spezielle Futtermischungen für Körnerfresser erhältlich. Besonders beliebt sind Meisenknödel.
 
Weichfresser
Amseln, Drosseln, Rotkehlchen, Zaunkönige, Heckenbraunellen, Buntspechte und Stare werden unter dem Begriff Weichfresser zusammengefasst. Mit ihren spitzen, schlanken Schnäbeln sind sie auf das Aufpicken von Insekten und Würmern spezialisiert, wodurch hartes Körnerfutter für sie nicht geeignet ist. Ebenso zählen Holunderbeeren, Eberesche, wilder Wein und Weißdorn zu ihrem Nahrungsspektrum. Sehr beliebt sind somit geschnittenes Dörrobst, Rosinen, gemahlene Nüsse, angefettete Haferflocken oder auch zerkleinerte Äpfel. Auch für diese Vogelgruppe kann eine geeignete Futtermischung im Fachhandel gekauft werden.

 

Das sollte bei der Vogelfütterung beachtet werden

  • Hygiene am Futterhäuschen: die Vögel sollten das Futter nicht mit Kot verschmutzen können. Dies kann verhindert werden, indem das Futter in Futtersilos oder –knödeln angeboten wird.
  • Trockenes Futter: auch wenn es schneit oder regnet, muss das Futter trocken bleiben.
  • Mehrere kleine Futterstellen: dadurch werden Streitigkeiten vermieden und auch die scheueren Besucher können genügend Futter ergattern.
  • Schädliches Futter vermeiden: salzhaltige und gewürzte Speisen, Essensreste und Brot sind für Vögel aller Art extrem schädlich und führen sehr häufig zum Tod. Es sollte deshalb nur geeignetes Vogelfutter verfüttert werden.
  • Abstand halten zu Fenster- und Glasflächen: Futterstellen sollten weit genug entfernt von Fenstern und Glasflächen platziert werden, um Kollisionen zu vermeiden.
  • Futtermischungen ohne Neophyten verwenden: Häufig kommen im Vogelfutter Ambrosia-Samen vor. Diese Pflanze ist als invasive Art und starker Allergieauslöser bekannt. Gereinigte Futtermittel sind allerdings bereits im Handel erhältlich.
  • Auf Futterknödel in Kunststoffnetzen verzichten! Vögel können sich in den Netzen mit den Beinen verheddern und dadurch schwer verletzen. Zudem kann das Plastiknetz als nicht zersetzbarer Müll in die Umwelt gelangen.

 

Vogelfutter selbst gemacht

Futterrezept für Weichfresser:
In einer Pfanne etwas Öl leicht erhitzen und Getreideflocken dazugeben. Nicht so stark anbraten, dass die Flocken braun werden, sie sollen sich lediglich mit dem Öl voll saugen. Abkühlen lassen.
 
Futterrezept für Körnerfresser:
In einem Topf Kokosfett oder Rindertalg (Industriefett ist ungeeignet) erwärmen und Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Hanfsamen oder Weizenkleie oder Nüsse dazugeben. In ein Gefäß füllen, abkühlen lassen und an einer Schnur aufhängen. Besonders geeignet sind dafür kleine Tonblumentöpfe.
 
 
 
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