Die sommergrüne Gewöhnliche Robinie ist ein Baum aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Sie wird etwa 25-30 m hoch und erreicht ein maximales Alter von 150 Jahren. Ihr Wuchs ist selten gerade, der Stamm ist früh verzweigt. Auffällig ist ihre tief gefurchte Rinde, die viele markante Längsfurchen aufweist.
Vor allem an jungen Trieben und Schösslingen schützt sich die Robinie mit mehreren Zentimeter langen Dornen an den Blattstielansätzen vor Fressfeinden. Die 20-30 cm langen, unpaarig gefiederten Blätter sind wechselständig. Sie haben 5-12 kurzgestielte, glattrandige, länglich-elliptische Fiederblättchenpaare, die 2-5 cm lang sind. Diese werden im Herbst ohne Verfärbung abgeworfen.
Die Robinie blüht von Ende Mai bis Anfang Juni. Sie bildet dabei Blütentrauben, die bis zu 25 cm lang werden können. Die süßlich duftenden weißen Schmetterlingsblüten sind bei Bienen und anderen Insekten sehr beliebt, da sie ihnen reichlich Nektar bieten. Aus ihnen bilden sich die 5-10 cm langen, braunen und pergamentig-ledrigen Hülsenfrüchte, in denen bis September jeweils 4-12 bohnenförmige Samen heranreifen. Die Früchte hängen oftmals bis in das nächste Frühjahr am Baum, weshalb die Gewöhnliche Robinie zu den Winterstehern zählt.
Der Baum ist sehr salz- und immissionstolerant, auch mit Hitze und Trockenheit kommt er gut zurecht, was ihm Vorteile gegenüber anderen Arten bringt. So kann die Robinie mit diesen Eigenschaften als Pionierpflanze Flächen bereits lange vor anderen Pflanzen besiedeln, die danach kaum noch Chancen haben sich dort zu etablieren. Da sie zudem besonders schnell wächst, zählt die ursprünglich aus Nordamerika stammende Robinie inzwischen neben Pappel und Eukalyptus zu den weltweit meistgepflanzten Baumarten.
Auf Grund ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz wird die Robinie von vielen auch als Hoffnungsträger im Klimawandel gesehen.
Name
Als die Robinie zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckt wurde, hielt man sie zunächst für eine Akazie, deshalb wird sie auch Schein-Akazie genannt. Auch ihr wissenschaftlicher Name resultiert aus diesem Irrtum: Wissenschaftler nennen sie Robinia pseudoacacia. Ihr deutscher Name leitet sich von dem französischen Hofgärtner Jean Robin ab.
Invasiver Neubürger
Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Robinie von Forstwissenschaftlern zur Wiederbewaldung besonders empfohlen. Ein Grund dafür war nicht nur ihre Schnellwüchsigkeit, sondern auch die damals bereits bekannte Symbiose mit Knöllchenbakterien, die an der Baumwurzel sitzen und den Boden mit Stickstoff versorgen. Robinien verändern damit die Nährstoffversorgung im Boden. Das bedeutet aber, dass mit der Robinie empfindliche Biotope - wie etwa nährstoffarme Trockenrasen mit ihren hochspezialisierten Pflanzenarten - verloren gehen.
Die gegenüber Umwelteinflüssen und Wassermangel sehr robuste Robinie hat zudem das Potential, selbst unwirtliche Flächen schnell zu besiedeln. Mit ihrem weit in die Breite reichenden, dichten Wurzelsystem lässt sie anderen Pflanzen neben sich nur wenig Raum.
Diese Eigenschaften machen die Robinie zu einem invasiven Neophyten. Ein starkes Zurückdrängen der Art ist in Europa wohl nicht mehr möglich. Naturschutzfachlich wertvolle Standorte müssen vor ihr aber aktiv geschützt werden. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, hat der Naturschutzbund die Robinie zum Neophyten des Jahres 2020 in Österreich ernannt.
Der Neophyt des Jahres wird seit 2018 vom Naturschutzbund Österreich abwechselnd mit dem Neozoon des Jahres ernannt. Der Naturschutzbund will damit auf den Einfluss zugewanderter bzw. eingeschleppter Arten auf die heimische Artenvielfalt aufmerksam machen und die Sensibilität der Bevölkerung gegenüber aktiver Verbreitung von nicht-heimischen Tieren und Pflanzen stärken.
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