2024: Japanischer Staudenknöterich

(Fallopia japonica)

Mit der Ernennung zum Alien des Jahres möchte der Naturschutzbund auf diesen weitverbreiteten Neophyten aufmerksam machen und ein Bewusstsein für seine Auswirkungen auf die Umwelt schaffen.

© Alexander Mrkvicka

Einwanderung nach Europa
Der Japanische Staudenknöterich wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze nach Mitteleuropa eingeführt. Ziel war es damals, ihn als Kulturpflanze und als Futterpflanze für Wild und Vieh zu nutzen. Die ursprünglich aus Ostasien stammende Pflanze verwilderte Ende des 19. Jahrhunderts und ist seither als Neophyt anzutreffen. Sie ist damit ein Agriophyt, also durch menschliches Zutun in ein Gebiet gelangt, in ihrem Weiterbestehen vom Menschen aber unabhängig.

Lebensraum
In Österreich ist die mehrjährige Staude in allen Bundesländern anzutreffen. Man findet sie an feuchten Standorten wie Böschungen, Ufern, Auwäldern und Waldrändern. Ihr dienen dabei Flüsse als Ausbreitungskorridore. In seinen Standortbedingungen ist der Japanische Staudenknöterich sehr anspruchslos. Er bevorzugt allerdings feuchte und grundwassernahe Böden sowie lichte bis halbschattige Standorte.

Beschreibung
Die sommergrüne Staude kann bis zu 3 m hohe Triebe ausbilden, welche bis zu 30 cm am Tag wachsen. Die Sprosse der Pflanze sind rot überlaufen und innen hohl.

Durch seine bis zu 20 cm langen, lederartigen Blättern und die Größe der Pflanzen bildet der Japanische Staudenknöterich große und dichte zusammenhängende Bestände, die kaum von anderen Pflanzen überwachsen werden können. Die Staude ist zweihäusig: Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Ab Ende Juli sind kleine weiße Blüten auf langen Blütenständen zu sehen, aus welchen später dreiflügelige Früchte werden.

Mit seinen unterirdischen Sprossausläufern, sogenannten Rhizomen, kann der Japanische Staudenknöterich bis 2 m tief in die Erde wachsen. Seine Rhizome nutzt er auch zur vegetativen Vermehrung, der Fortpflanzung über Zellteilung. Im Gegensatz zu anderen krautigen Pflanzen bildet der Japanische Staudenknöterich kaum Feinwurzeln aus. Wenn im Winter der oberirdische Teil der Pflanze abstirbt, hinterlässt er eine kahle Böschung, auf der Erosionsgefahr besteht.

Gefahr durch den Japanischen Staudenknöterich
In der Liste der „100 of the World’s Worst Invasive Alien Species“ von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) ist auch der Japanische Staudenknöterich genannt. Er stellt zwar keine direkte Gefahr für den Menschen dar, aber unterdrückt heimische Pflanzen durch seine Größe und Dichte, sodass eine starke Licht- und Wurzelkonkurrenz entsteht.

Als Neophyt ist der Japanische Staudenknöterich kein Bestandteil der heimischen Flora, sondern verwilderte und hat sich gut etabliert. Besonders an Gewässerufern und Hochwasserschutzbauten ist seine Ausbreitung sehr bedenklich. Der Japanische Staudenknöterich hat sich an Ufern monokulturartig ausgebreitet, da in Mitteleuropa die Schädlinge fehlen, die ihn in der Herkunftsregion reduzieren. Die Rhizome können die Uferbefestigungen sowie Hochwasserschutzbauten und Verkehrsstrukturen schädigen, was große wirtschaftliche Schäden verursacht. Zudem wird durch die Pflanze verhindert, dass sich an Flussufern eine bodenfestigende Krautschicht etabliert, die den Erosionsschutz verbessern würde. Durch seine geringe Bildung von Feinwurzeln ist der Japanische Staudenknöterich selbst dazu auch ungeeignet.

Auch heimische Insektenarten können durch die Dominanz des Japanischen Staudenknöterichs verdrängt werden. So wird bspw. bei Verdrängung von Blutweiderich (Lythrum salicaria) die Nahrungsgrundlage der Sägehornbiene (Melitta nigricans) eingeschränkt und diese dann seltener.

Maßnahmen gegen Ausbreitung
Die wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs ist, ihn nicht weiter zu verbreiten oder absichtlich anzupflanzen. Seine Bekämpfung ist sehr aufwendig, da er sich durch Rhizome, die schnell brechen können, immer wieder gut erholen kann und somit alle Sprossteile entfernt werden müssen.

Die Bekämpfung kann durch abmähen, abstechen, abreißen und ausgraben erfolgen. Wichtig ist dabei, dass die Pflanze nicht durch Gartenabfälle und Erde verschleppt wird. Zudem sollte bei Neuanlagen Erde verwendet werden, die frei von Rhizomen ist. Auch Beweidung mit Schafen, Pferden und Kühen sowie die Förderung konkurrenzfähiger natürlicher Pflanzengesellschaften wie Schilf (Phragmites communis) und Schwarzerle (Alnus glutinosa) sind Gegenmaßnahmen.

Weniger häufige Verwandte
Weniger häufig als der Japanische Staudenknöterich ist der Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinénsis). Diese Art wird sogar bis zu 4 m hoch und wurde wenig später als der Japanische Staudenknöterich aus Ostasien nach Mitteleuropa eingeführt. Auch der Sachalin-Staudenknöterich kann Mauerwerk und Hochwasserschutzbauten durch seine Rhizome schädigen. Durch sein Vorkommen in Höhenlagen und die deutlich größeren, bis zu 40 cm langen, weichen und behaarten Blätter kann man ihn gut vom Japanischen Staudenknöterich unterscheiden.

Der Hybrid beider Arten heißt Bastard-Staudenknöterich (Fallopia x bohémica). Er ist besonders resistent gegen Bekämpfungsversuche.

Ein weiterer Bekannter der Gattung der Knöteriche ist der Silberregen (Fallopia baldschuanica). Anders als die anderen vorgestellten Arten ist dieser eine rechtswindende Liane, die zu Fassadenbegrünung und Begrünung von Lärmschutzwänden eingesetzt wird. Sie kommt aus West-China und Tibet und kann verwildert in Ruderalfluren (nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen, meist Brachen) auftreten.


Ernannt von: Naturschutzbund Österreich

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