2023: Signalkrebs

(Pacifastacus leniusculus)

  • stammt ursprünglich aus Nordamerika, wurde als Speisekrebs importiert
  • 1970 wurden in Österreich 2.000 Exemplare ausgesetzt, um Bestandslücken der heimischen Flusskrebse zu füllen
  • verdrängt als Überträger der Krebspest, eine aus Nordamerika stammende Pilzinfektion, heimische Arten, die dagegen keine Abwehrmechanismen besitzen

Mit der Ernennung zum Alien des Jahres möchte der Naturschutzbund auf dieses weit verbreitete Neozoon aufmerksam machen und ein Bewusstsein für die Auswirkungen auf die Umwelt schaffen. Außerdem sollen so die Bestrebungen gegen die Verbreitung dieser invasiven Art vorangetrieben werden.

© Robert Patzner

Allgemeines
Zwischen 1960 und 1970 wurde der aus Nordamerika stammende Signalkrebs in großen Mengen nach Schweden und in andere Länder Europas importiert, um den Mangel an Speisekrebsen auszugleichen. Er ist den heimischen Arten gegenüber aggressiv und produziert mehr Nachkommen. Weil er außerdem sehr anpassungsfähig ist, werden gemeinsame Habitate schnell übernommen. Zudem ist er toleranter gegenüber organischen und chemischen Belastungen der Gewässer als der Edelkrebs.

Bald zeigt sich, dass der Signalkrebs Überträger der Krebspest ist, sein Bestand in ganz Europa entwickelt sich rasch. Heimische Flusskrebsarten wie Edel-, Stein- und Dohlenkrebs sterben an der Krebspest. Erst relativ spät wird ein Besatzverbot für fremde Krebsarten in Freigewässern erlassen.

Aussehen
Der Signalkrebs stammt ursprünglich aus Nordamerika und ähnelt in Körperform und Massigkeit der Scheren dem Edelkrebs. Der Panzer ist nahezu unbedornt. Die Körperoberseite ist rötlichbraun bis fast schwarz, die Körperoberfläche glatt. Die Scheren sind unbedornt und tragen das auffälligste Merkmal des Signalkrebses: Am Scherengelenk befindet sich ein bläulich-weißer Fleck. Die Tiere sind schnell- und großwüchsig – männliche Tiere erreichen eine Länge von bis zu 16 cm, in Ausnahmefällen sogar mehr – und leben maximal 7-10 Jahre.

Lebensweise und Fortpflanzung
Als Allesfresser ernährt sich der Signalkrebs von Pflanzen, wirbellosen Kleintieren und toten Fischen. Die Paarung findet zwischen Oktober und November statt, danach trägt das Weibchen bis zu 400 befruchtete Eier und später die Larven mehrere Monate an der Unterseite des Hinterleibs. Im Mai/Juni werden die Jungtiere dann freigesetzt – nach zwei bis drei Jahren sind sie dann geschlechtsreif.

Lebensraum und Verbreitung
Der Signalkrebs bewohnt strukturreiche, fließende Gewässer, Teiche, Seen sowie wärmere und schlammige Gewässer in ganz Europa. Er ist tolerant gegenüber hohen Temperaturen und auch in schlammigen Gebieten zu finden.

Auswirkungen auf die Umwelt
Als Überträger der Krebspest ist der Signalkrebs eine große Gefahr für den Bestand heimischer Krebsarten. Er selbst ist gegen die Pilzinfektion teilresistent, verbreitet sie aber über einen längeren Zeitraum. Heimische Arten besitzen keinerlei Abwehrmechanismen, weshalb sie nach einer Infektion innerhalb von zwei Wochen sterben. Die Krebspest gilt als gefährlichste Infektionskrankheit für europäische Flusskrebse und kann zur Ausrottung des Edelkrebses führen.

Verwechslungsmöglichkeiten
Der Signalkrebs ist leicht mit dem Edelkrebs zu Verwechseln. Der bläulich-weiße Fleck am Scherengelenk und der unbedornte Panzer des Signalkrebses sind die auffälligsten Unterscheidungsmerkmale. Der Edelkrebs hingegen besitzt ein rotes Scherengelenk sowie Dornen an den Scheren und an der übrigen Körperoberfläche.

Wissenswertes
Signalkrebse haben sich bereits in vielen Gewässern als Teil der Fauna etabliert. Um eine Ausbreitung in weitere, nicht besiedelte Gewässer zu vermeiden, sind folgende Maßnahmen wichtig:

  • Das Ausbringen von Signalkrebsen ist unbedingt zu vermeiden und vielfach verboten (Fischereigesetze sind Landesgesetze).
  • Spezielle Hygienemaßnahmen beim Angeln, Tauchen und Transport von Booten beachten – Boote, Geräte, Ausrüstung und Kleidungsstücke vollständig trocknen und desinfizieren
  • Signalkrebse mittels Reusen direkt aus bereits besiedelten Gewässern entnehmen. Eine vollständige Entfernung von Signalkrebsen und damit der Krebspestquelle aus Gewässerabschnitten ist bisher nicht gelungen.
  • Wiederansiedlungsprojekte heimischer Krebsarten fördern
  • Bewusstseinsbildung und Aufklärung der Bevölkerung sowie Einbindung des Aquarienhandels ist die wichtigste Maßnahme gegen die weitere Ausbreitung des Signalkrebses

Wir danken Univ.-Prof. Dr. Robert A. Patzner von der Malakologischen Arbeitsgemeinschaft am Haus der Natur in Salzburg und dem FB Umwelt & Biodiversität der Universität Salzburg für die Unterstützung.

Sämtliche Inhalte (Fotos ausschließlich mit Copyright) dürfen für Berichte über die Arten des Jahres verwendet werden. Wir freuen uns über ein Belegexemplar!

 

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