Die Europäische Wildkatze gilt in Österreich offiziell als „ausgestorben oder verschollen“. Dennoch mehren sich die Hinweise, dass sie den Weg zurück nach Österreich gefunden hat. Erstmals in Kärnten ist es nun Mitte November sogar einem interessierten Naturbeobachter gelungen, eine Wildkatze zu fotografieren. Der Naturschutzbund sammelt als „Koordinations- und Meldestelle Wildkatze in Österreich“ alle Nachweise und Hinweise, weshalb auch solche Beobachtungen von Naturliebhabern für die Wildkatzenforschung von großer Bedeutung sind.
Eigentlich beim Beobachten von Vögeln gelang einem Nutzer der Meldeplattform naturbeobachtung.at Mitte November eine seltene Sichtung in der Gemeinde Grafenstein. Denn plötzlich kreuzte eine Katze sein Blickfeld. Durch den auffälligen, buschigen Schwanz mit schwarzen Ringen erinnerte sich der Melder an einen Zeitungsbericht über eine Wildkatze, die in der Gegend rund um Feistritz an der Gail zum Verkehrsopfer wurde. „Aufgrund der Fotos können wir sagen, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Europäische Wildkatze handelt. Wild- und Hauskatzen sind meistens nicht leicht zu unterscheiden. Hundertprozentige Gewissheit erreicht man nur über DNA-Proben“, ist Ingrid Hagenstein, Naturschutzbund-Vertreterin und Mitglied in der nationalen Plattform Wildkatze[1] über diese Meldung erfreut.
Die Wildkatze in Österreich
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist eine eigene Katzenart und ist nicht mit der Hauskatze gleichzusetzen, die von der afrikanischen Falbkatze abstammt. Ursprünglich war die Wildkatze in Österreich heimisch, bis sie in den 1950er Jahren aus unseren Wäldern verschwand. Durch die Arbeit der Plattform Wildkatze, die seit dem Jahr 2009 Nach- und Hinweise auf Wildkatzen in Österreich sammelt, konnte jedoch gezeigt werden, dass die Wildkatze ihren Weg zurück nach Österreich gefunden hat. Neben Niederösterreich, wo im Jahr 2021 in der Wachau sogar Jungtiere beobachtet wurden, ist Kärnten ein Wildkatzen-Hotspot, wo ihre Anwesenheit bereits durch mehrere Nachweise bestätigt werden konnte.
Heutzutage sind die größten Gefahren für die Wildkatze der Lebensraumverlust und der Straßenverkehr. Die Wildkatze benötigt Laub- und Mischwälder mit hohem Totholzanteil, vielfältigen Strukturen und Kleinstbiotopen. Denn dort findet sie adäquate Versteckmöglichkeiten und genügend Wald- und Wühlmäuse, welche hauptsächlich auf dem Speiseplan stehen. Der Naturschutzbund führt im Rahmen des vom Waldfonds geförderten Projektes „Netzwerk Wildkatze“ zahlreiche Aktivitäten durch, um weitere Infos zur Wildkatze zu sammeln, geeignete Lebensräume in Zusammenarbeit mit Grundbesitzer*innen zu fördern bzw. bestehende Wälder an geeigneten Stellen durch Korridore zu verbinden.
Wildkatzen melden
Die „Koordinations- und Meldestelle Wildkatze“ sammelt alle Hinweise auf Wildkatzen in Österreich. Falls Sie Fotos von potentiellen Wildkatzen besitzen, melden Sie Ihre Beobachtung bitte unter naturschutzbund.at/wildkatzenmeldung.html. Jede Sichtung ist von wissenschaftlicher Relevanz und Basis um Schutzmaßnahmen für die scheue Waldkatze zu entwickeln.
Wenn Sie mehr über die Wildkatze in Österreich erfahren wollen, besuchen Sie die Seite des Naturschutzbundes naturschutzbund.at/wildkatze.html.
[1] Kooperation aus Naturschutzbund Österreich, Nationalpark Thayatal, Österreichischen Bundesforsten, Naturhistorischem Museum Wien, der Jagd Österreich, Alpenzoo Innsbruck sowie weiteren Wildkatzenexperten
19.12.2023