Die Vierfleck-Zartspinne Anyphaena accentuata (Walckenaer, 1802) gehört zur Familie der Zartspinnen (Anyphaenidae). Diese Spinnenfamilie hat weltweit nur knapp über 500 Arten, in Europa gibt es sechs und in Mitteleuropa zwei Vertreter. Zartspinnen ähneln den Sackspinnen, unterscheiden sich aber durch die Stellung der Tracheenöffnung, die bei den Zartspinnen in der Mitte der Bauchseite liegt.
Lebensweise und Beschreibung
Die Vierfleck-Zartspinne kommt in ganz Europa vor und ist auch relativ häufig. Sie lebt bevorzugt in der Stamm- und Kronenschicht von Laubbäumen, aber auch in Gebüsch und Nadelbäumen. Tagsüber ist sie in einem Wohngespinst aus zusammengesponnenen Blättern versteckt, wo dann auch die Paarung und die Eiablage stattfinden; als nachtaktiver Räuber jagt sie kleinere Fluginsekten. Im Winter findet man Anyphaena accentuata regelmäßig unter der Rinde abgestorbener Bäume. Auch kommt die Art immer wieder in die Nähe menschlicher Behausungen und kann bei nächtlichen Streifzügen an Hauswänden angetroffen werden. Am besten sind die erwachsenen Vierfleck-Zartspinnen von Mai bis August zu sehen, wenn beide Geschlechter aktiv sind. Die Körperlänge beträgt bei Weibchen 5-9 mm, Männchen sind mit 4-7 mm etwas kleiner.
Der Körper ist blassgelb bis mittelbraun gefärbt, der Vorderkörper mit schwarzen, gezackten Seitenbändern. Am Hinterkörper sind mittig vier schwarze, eckige Flecken zu sehen, die für diese Art charakteristisch sind. Die Beine selbst sind gelbbraun-schwarz gescheckt. Bei Männchen findet man oft eine kräftigere Zeichnung.
Die Männchen zeigen zudem ein ungewöhnliches Paarungsverhalten. Sie trommeln mit den Tastern und dem ersten Beinpaar auf die Wohnröhre des Weibchens und gleichzeitig vibriert der Hinterleib, wodurch ein summender Ton erzeugt wird. Daher werden diese Spinnen im Englischen auch „buzzing spiders“ genannt.
Warum wurde die Vierfleck-Zartspinne zur Europäischen Spinne des Jahres gewählt?
Mit ihr kann eine bisher noch nicht genannte Spinnenfamilie vorgestellt werden, die Art selbst ist durch die vier charakteristischen Flecken am Hinterleib gut zu erkennen - dies erleichtert auch die Bestätigung von Fundmeldungen (wenn Fotos übermittelt werden); und die Fähigkeit, einen Ton zu erzeugen, ist im Spinnenreich schon ziemlich
Gewählt wurde die „Europäische Spinne des Jahres“ von 83 Arachnologen aus 26 europäischen Ländern. Die Koordination der Wahl liegt beim Naturhistorischen Museum Wien, in Zusammenarbeit mit der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und der European Society of Arachnology (ESA).
Kontakt
Österreich, Deutschland: Mag. Christoph Hörweg, Naturhistorisches Museum Wien, 3. Zoologische Abteilung, Burgring 7, 1010 Wien, Österreich, E-Mail: christoph.hoerweg (at) nhm-wien.ac.at
Europa: Dr. Milan Řezáč, Department of Zoology, Charles University, Vinicna 7, 128 44 Praha 2, Czech Republic, E-Mail: rezac (at) vurv.cz
Weiterführender Link (inkl. unterstützende Gesellschaften, Verbreitungskarten etc.) http://arages.de/spinne-des-jahres/sdj_2015/