Sensationeller Verdacht: Erster Wildkatzennachweis in OÖ seit Jahrzehnten?

Eigentlich sollte sie ja die sehr versteckt lebenden Luchse im Mühlviertel aufnehmen, doch wie es aussieht, gelang mit der Wildtierkamera des Luchsprojektes „Österreich Nordwest“ eine noch weitaus größere Sensation: Das jüngste Foto weist auf die erste Anwesenheit einer Europäischen Wildkatze in Oberösterreich seit Jahrzehnten hin! Der Fundort ist eine Fläche des Naturschutzbundes, wo auch viele andere gefährdete Arten vorkommen.

Der jüngste Fotohinweis lässt die Herzen von Wildkatzenexpertinnen und -experten höher schlagen. Er stammt aus einer Wildkamera, die im Rahmen des Luchsprojektes „Österreich Nordwest“ auf einer Naturschutzbund-Fläche im österreichischen Teil des Böhmerwaldes aufgestellt ist.

Katze mit Fotofalle aufgenommen © Luchsprojekt / Thomas Engleder
Katze mit Fotofalle aufgenommen © Luchsprojekt / Thomas Engleder

Das fotografierte Tier weist alle sichtbaren Merkmale einer Wildkatze auf. Der italienische Zoologe und Wildkatzenexperte Luca Lapini ist jedenfalls überzeugt: „Es ist sicher eine Europäische Wildkatze – alle sichtbaren Details sind typisch für diesen Phänotyp.“ Thomas Engleder, der Leiter des Luchsprojektes, wird nun mit Baldrian besprühte Lockstöcke aufstellen, die die Katze anlocken sollen: „Eine zu 100 Prozent sichere Bestimmung ist nur über Haare und deren genetische Analyse möglich. Im nahen Nationalpark Bayerischer Wald wurden in den vergangenen Jahren mehrfach Wildkatzen eindeutig nachgewiesen, für den österreichischen Böhmerwald wäre es der erste Nachweis“. In OÖ stammt übrigens der letzte sichere Nachweis einer Wildkatze von 1975 aus der Gegend um Windhaag. Das letzte autochthone oberösterreichische Exemplar wurde im August 1915 in der Gemeinde Hinzenbach erlegt.

Die Fläche des Naturschutzbundes, auf der die Katze in die Fotofalle tappte, ist das sog. Birkenmausmoos. Es ist ein Hotspot der Artenvielfalt, denn dort kommt nicht nur die überaus seltene Birkenmaus vor, sondern auch der Sonnentau und etliche weitere bedrohte Arten. Der Bestand des Sonnentaus wird mithilfe eines Projektes der Landesgruppe OÖ im Rahmen der Initiative vielfaltleben durch verschiedene Maßnahmen verbessert. Die Mitglieder der Plattform Wildkatze – diese wird ebenfalls von der Initiative finanziell unterstützt – warten nun gespannt darauf, ob die Katze der Verlockung des Baldrians erliegen und ihre Haare an den Lockstöcken hinterlassen wird.

Wer glaubt, eine Wildkatze gesehen zu haben, möge dies bitte dem Naturschutzbund melden:
Melde- und Koordinationsstelle Wildkatze c/o Naturschutzbund: wildkatze@naturschutzbund.at oder auf www.wildkatze-in-oesterreich.at (Online-Fragebogen zum Ausfüllen unter „Wildkatzenmeldung“) oder telefonisch: 0043/(0)662/64 29 09-13 bzw. 0043/(0)664/402 90 96 (Ingrid Hagenstein, Projektleitung).
Detaillierte Infos zu Wildkatzen finden Sie auf der Homepage der Plattform: www.wildkatze-in-oesterreich.at

 

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