2017: Gottesanbeterin

(Mantis religiosa)

Mit der Ernennung der Gottesanbeterin zum Insekt des Jahres 2017 will der Naturschutzbund auf die Ausbreitung des charismatischen Insekts im Zuge des Klimawandels aufmerksam machen. Seit Jahrtausenden sind die Menschen von der Gestalt der Gottesanbeterin fasziniert, so gilt sie beispielsweise in der japanischen Mythologie als Symbolträger der Geduld, Beständigkeit und Wachsamkeit, zudem ist sie Vorbild für einen Kung-Fu Kampfstil.

© Johannes Gepp
Verbreitung und Lebensraum
Ursprünglich stammt die Fangschrecke aus Afrika, inzwischen ist sie auch in Österreich heimisch. Johannes Gepp vom Naturschutzbund berichtet, dass diese einzige europäische Fangschrecke im pannonischen Raum vom Neusiedlersee bis Wien – also in den Ebenen - seit Jahrhunderten bekannt ist. Seit 1980 wandert sie zudem flächendeckend über Slowenien in die Steiermark und nach Kärnten bis zum südlichen Alpenrand ein. Seit der Jahrtausendwende kann man sie auch in günstigen Gebieten der südlichen Alpentäler finden. Das höchste bekannte Vorkommen liegt in der Steiermark bei 1150 m. Typischerweise findet man sie an sonnenexponierten Lagen in Gras- und Buschlandschaften, Halbtrockenrasen und Ruderalflächen mit lockerer Vegetation. Sie ist an wärmebegünstigte Gebiete gebunden, damit ihre Nachkommen im Frühjahr ein ausreichendes Nahrungsangebot finden können.
 
Körperbau
Die Weibchen sind rund 7,5 cm lang, die Männchen sind mit 6 cm deutlich kleiner und auch schlanker. Der Oberkörper ist markant verlängert, an seinem Ende liegt ein freibeweglicher, dreieckiger Kopf. Zwei Ecken des Dreiecks sind mit Facettenaugen besetzt. In der unteren Ecke, etwas nach vorne ragend, liegt der Mund mit kräftigen Beiß- und Greifwerkzeugen. Das vorderste Beinpaar ist zu geschickten Fangbeinen entwickelt, die im Ruhezustand eingeklappt sind. Dieser Körperhaltung hat die Gottesanbeterin auch ihren Namen zu verdanken, so wirkt sie, als ob sie beten würde. Die Schienen der Fangbeine sind mit Dornen bestückt, so macht sie es ihrer Beute unmöglich zu entkommen. Auf den Innenseiten der Fangarme besitzt sie einen großen weiß gekörnten Augenfleck mit schwarzem Rand, der zur Abschreckung von Feinden dient (Mimikry). Das größere Weibchen bewegt sich meistens gehend fort. Das grazilere Männchen kann springen und sogar ein paar Meter mit seinen, im Ruhezustand verdeckten, Flügeln fliegen. Auffällig ist, dass sich ihre Färbung in den letzten 30 Jahren in Österreich von einem ehemals hellem grün in eine eher graubraune Farbvariante verändert hat.
 
Lebensweise und Nahrung
Fangschrecken sind generell tagaktiv, sie navigieren fast ausschließlich mit ihrem Gesichtssinn. Für die Paarung nähert sich das Männchen vorsichtig dem größeren Weibchen und springt dann auf ihren Rücken, nun hält es mit seinen Fangarmen die des Weibchens fest umklammert. Die Paarung selbst dauert mehrere Stunden. Am Ende der Paarung erwacht das Weibchen aus seinem lethargischen Zustand und das Männchen flüchtet, ist es nicht schnell genug wird es vom Weibchen gefressen (Sexualkannibalismus). Bereits wenige Tage nach der Paarung  legt das Weibchen bis zu 200 Eier in einem Ootheken, einem schaumigen Eikokon.  Gut isoliert überwintern so die Embryonen bis sie dann im Frühjahr schlüpfen. Die Imagines (erwachsene Gottesanbeterinnen) überleben den Winter nicht.  Nach der ersten Häutung der Nymphen besitzen sie vollentwickelte Fangarme, als erste Nahrung werden Blattläuse gefressen.
 
Um sich nicht gegenseitig zu verspeisen, verstreuen sich die gefräßigen Tiere nach dem Schlupf schnell in der Umgebung. Geschlechtsreife Gottesanbeterinnen kann man dann ab August finden.
 

Gottesanbeterinnen ernähren sich ausschließlich carnivor (fleischfressend), meistens von Insekten (aus dem Mittelmeerraum ist auch die Jagd auf Kleinsäuger und Jungvögel bekannt). Bei der Jagd wartet sie geduldig und absolut regungslos, so dass ihre potentielle Beute manchmal sogar noch über sie drüber klettert. Steht das Opfer in der richtigen Position, schnellen ihre zwei Fangarme blitzschnell nach vorne und es wird zwischen Schenkel und Schiene gepackt.  Nun kann sie in aller Gemütlichkeit mit ihrer Mahlzeit beginnen.

Das Österreichische Insekt des Jahres wird vom Naturschutzbund und der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft ernannt.

Weiterführende Informationen
 
 

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