2011: Große Kerbameise

(Formica exsecta)

Sie sind Helden in Kinderfilmen und Kinderbüchern, aber auch Hauptdarsteller in Gruselfilmen. Nun ist auch endlich eine Ameise "Insekt des Jahres". Ameisen laufen einem fast überall über den Weg, ganz im Wortsinn. Leider werden sie aber meist als Störenfriede angesehen. Bei näherer Beschäftigung mit dieser sehr artenreichen Insektenfamilie – über 12.600 Arten sind bisher weltweit beschrieben, kann man sich deren Faszination aber wohl kaum entziehen.

Zwei Arbeiterinnen der Großen Kerbameise betasten sich © D. Bretz

Die Große Kerbameise ist das Insekt des Jahres 2011. Das 7 bis 8 mm große Tier tritt nie einzeln auf und ist alleine auch gar nicht überlebensfähig, denn wie alle Ameisen bildet die Große Kerbameise Staaten, die bei ihr riesig sind mit mehreren hunderttausend Individuen. Mit der Wahl dieser Ameise will das Kuratorium Insekt des Jahres im "Internationalen Jahr der Wälder" auf eine besonders geschützte waldbewohnende Art aufmerksam machen, die gefährdet ist und deren Ameisenhaufen nicht gestört werden dürfen.

Die Großen Kerbameisen (lateinisch wissenschaftlich Formica exsecta) und alle anderen Waldameisen stechen nicht; sie haben keinen Stachel. Feinde werden mit den kräftigen, gezähnten Mundwerkzeugen gebissen. Dann wird aus einer Giftblase am Hinterleib Ameisensäure in die Wunde gespritzt. Das wirkt wie ein Stich.

Kopf und Hinterleib der Großen Kerbameise sind schwarzbraun gefärbt. Die für Ameisen so typische Taille ist auffallend rot und durch das stielartige erste Segment des Hinterleibs besonders lang. Hier befindet sich eine aufrechte Schuppe, die eingekerbt ist, daher der Name der Ameise. Aber auch der Kopf hat hinten eine Delle, an dem die Kerbameise gut zu erkennen ist. Man sieht in der Regel die flügellosen Arbeiterinnen. Die männlichen Tiere leben sehr kurz und haben ausschließlich die Aufgabe, die Königinnen auf einem Hochzeitsflug zu befruchten, was nur einmal in deren Leben passiert. Fliegen die Königinnen nicht zum Nest zurück, sondern gründen einen neuen Staat, so ziehen sie in Nester weniger aggressiver Ameisenarten ein und versklaven sie. Die fremden Arbeiterinnen ziehen die erste Brut auf.

Königinnen können zwanzig Jahre alt werden. Deren spezieller Duft markiert alle Mitglieder eines Ameisenstaates und hält ihn zusammen. Mit Geruchstoffen werden auch die Ameisenwege markiert, so dass der Weg zum Bau oder zur Nahrungsquelle leichter zu finden ist. Ameisen betasten sich, wenn sie aufeinanderstoßen und riechen dann, ob sie zum gleichen Staat gehören. Mit Tausenden Sinneszellen auf den Fühlern riechen, schmecken und fühlen die Ameisen und messen die Temperatur sowie den Kohlendioxidgehalt der Luft.

Dieser Ameisenhaufen ist noch sehr jung, er wächst gerade erst in das Gras hinein.Den Winter verbringt die Große Kerbameise in ihrem Bau, der tief in die Erde reicht und oberirdisch meistens aus einem Haufen von Grashalmen besteht. Bei anderen Ameisen besteht er aus Baumnadeln. Er kann eine Höhe von 1,5 m erreichen. Die Brut wird nur in den Sommermonaten aufgezogen. Dabei werden die Puppen und die madenförmigen Larven, die keine Beine und Augen haben, in Kammern mit der richtigen Temperatur gebracht, je nach Wetter und Sonneneinstrahlung. Die großen, gelblich weißen Puppen werden fälschlicherweise häufig als Ameiseneier bezeichnet. Die Eier selbst sind sehr klein, aber mit bloßem Auge noch zu sehen. Sie werden aber meistens in Paketen zusammengeklebt.

Die Puppen werden gut gepflegt - sie sind die Zukunft des AmeisenvolkesDie Nahrung aller Waldameisen ist zum großen Teil der Honigtau von Blattläusen; Honigtau ist deren zuckerhaltiger Kot. Außerdem fressen sie Aas, sowie Insekten, entweder tote oder lebendige Raupen, die leicht zu überwältigen sind.

Waldameisen kennt jeder, leider häufig nur dem Namen nach. Auf ihre faszinierende Lebensweise soll mit der Wahl zum Insekt des Jahres 2011 hingewiesen werden. Das Kuratorium Insekt des Jahres hat ganz logisch gewählt: 2010 war der Ameisenlöwe das Insekt des Jahres, 2011 ist es seine Beute, eine Ameise. Die Große Kerbameise ist stellvertretend für alle Waldameisen ausgewählt worden.
 
  Pressefoto: © D. Bretz

 

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